In der französischen Elektro-Szene, die ja bekanntlich nicht arm an berühmten Vertretern ist, sind die DJs Greg Kazubski und Guillaume Manbell schon fest etabliert. Der internationale Durchbruch blieb den Musikern, die unter dem Namen Teenage Bad Girl bereits ihr Debüt „Cocotte“ und diverse EPs herausgebracht haben, bislang allerdings verwehrt. Der soll nun mit dem zweiten Album „Backwash“ gelingen, das eine spannende Mischung aus French Touch und Big Beat bietet. Mit dem Opener namens „Fight Night“ legen die Jungs aus Paris gleich energisch los: ein hart kickender Track mit Rap-Samples, angesiedelt zwischen House und Prodigy-artigem Big Beat. Ein netter, aber etwas monotoner Einstieg mit deutlichem Steigerungspotential. Sehr französisch geht es mit „Keep Up With You“ weiter – guter French House, der durch Gitarreneinsatz noch an Qualität gewinnt. Besser und in ähnlichen Gefilden unterwegs ist „Fast Blood Delivery“. Der hervorragende Song bietet all das, was für mich die elektronische Musik aus unserem Nachbarland hörenswert macht: Eine schöne Melodie, ein paar Synth-Spielereien und coole verzerrte Vocals im Daft Punk-Style. Ein bisschen Vintage wird es bei „Hold Me Tight“. Hier verschmelzen Old-School-Synthies, fast schon im Jean Michel Jarre-Style, mit einer ziemlich fetten Bassdrum zu einem tanzbaren Track. Nervig nur, dass ständig die titelgebende Phrase als einziges Lyric-Element eingeworfen wird. Einen beinahe EBM-artigen Basslauf darf der Hörer bei „Tonton Funk“ bewundern. Leider mutiert der Song dann erst einmal zu einem ziemlich öden Housetrack, um in den letzten anderthalb Minuten an Drive zu gewinnen und richtig mitreißend zu werden. Es bleibt ein zwiegespaltener Eindruck zurück. Einen ähnlichen Spannungsbogen entdecke ich auch bei „Boogie Toy“, ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Titel. Teenage Bad Girl zeigen sich auf „Backwash“ sehr abwechslungsreich: „Black Hole“ zum Beispiel ist im Wesentlichen die elektronische Umsetzung eines Rocksongs. Die Vocals von The Faint-Sänger Todd Fink sind nicht schlecht, aber bis zuletzt wird nicht klar, wohin es in dem Song eigentlich gehen soll. Da wäre sicherlich mehr herauszuholen gewesen. Aus der Reihe fällt auch „Heart Zero Beating“, ein verrückter, chilliger Song, in dem sich die Franzosen nicht scheuen, richtig schöne Disharmonien zu erzeugen. Sehr seltsam, aber nichtsdestoweniger eines meiner Highlights. „X-Girl“ wiederum ist am Ehesten als Electro-Hip Hop zu kategorisieren. Das ist zunächst noch, wie bei ähnlich gestrickten Tracks der Chemical Brothers, ganz spaßig, wird mir dann aber im Chorus eindeutig zu funky. Ein wenig mehr überzeugt da die vergleichbar angelegte Kollaboration mit Rapper Illa J. bei „Jumping Judas“, die den Abschluss des Albums bildet (abgesehen von einem der überflüssigsten Bonustracks ever). „Backwash“ ist ein perfekt produziertes Electro-Album, interessant für all diejenigen, die Acts wie die Chemical Brothers, The Prodigy, Daft Punk, Justice und co. lieben. Manche Titel wirken jedoch, als seien sie noch nicht ganz ausgereift. Persönlich stören mich besonders die Passagen, in denen das Album funky oder Black Music-lastig wird, was ein sehr subjektives Problem ist und mit meinen anders gearteten musikalischen Präferenzen zusammenhängt. Enthusiastische Fans des Genres dagegen werden begeistert sein, da bin ich sicher!