Mit ihrer im August letzten Jahres veröffentlichten EP "Manifesto" haben Steffen Gehring und Julia Beyer aka Technoir sich nach langer Pause zurückgemeldet und gleichzeitig die Neugier auf das angekündigte Album "Deliberately Fragile" geschürt. Allerdings waren die Reaktionen auf die EP mit ihren stilistisch doch sehr unterschiedlichen Remixen durchaus geteilt und man konnte sich durchaus die Frage stellen, was einen auf dem endgültigen Album denn wohl erwarten würde. Diese Frage ist nun endlich beantwortet. Und jeder, der Technoir von ihrem Debüt "Groundlevel" kannte und mochte, wird die Handschrift der beiden Künstler wiedererkennen. So richtig still war es denn um Technoir in der ganzen Zeit auch nie. Steffen Gehring hat immer wieder Remixe für namhafte Acts produziert, während Julia Beyer mit ihrer Stimme bei anderen Gruppen für eine reizvolle Abwechslung sorgte. So blieben Technoir im Gespräch. Auffallend an "Deliberately Fragile" ist zum einen eine ungewöhnliche Homogenität der einzelnen Songs auf dem Album untereinander und zum anderen in Bezug auf den Erstling "Groundlevel". Hört man "Deliberately Fragile", so erscheint das Album wie DIE logische Fortsetzung von "Groundlevel". Sicherlich noch ein nachträglicher Beweis für die Klasse des Erstlings und eine Erklärung für den doch sehr hohen Bekanntheitsgrad von Technoir. Und auch "Deliberately Fragile" wirkt wie aus einem Guß ohne auch nur eine Sekunde abgedroschen oder langweilig zu klingen. Im Gegenteil. "Deliberately Fragile" setzt dort an, wo "Groundlevel" aufhörte. Eröffnet wird das Album von "Manifesto", das nicht ganz so fast-forward daher kommt wie auf der EP. Nichtsdestoweniger - ein feiner Opener. Mit "Dying Star" kommt mein persönliches Überfliegerhighlight als nächstes. Ein Song der mit seiner sperrigen Strophe und dem hymnischen Refrain zu begeistern weiß. Und auch die folgenden Songs sind alles kleine Hymnen, mal etwas ruhiger und getragener, dann wieder vorwärts drängend und pulsierend. "Breathe", "Silence", "Liar" - Langeweile kommt nicht auf. Über Steffen Gehrings ausgefeiltem Songwriting thront die Stimme von Julia Beyer. Kraftvoll und prägnant, dann wieder leise und schmeichelnd. Nicht umsonst ist Julia Beyer eine so gefragte Sängerin. Es folgen mit "Near You" und "Break Into Pieces" wieder zwei balladeskere Songs, bevor mit "All In My Head", "Everything I Cannot Have" und "Darkest Days" noch einmal etwas mehr 'Gas' gegeben wird, bevor sich Steffen Gehring im Instrumental "Beatitudes" so richtig austoben kann - eine wunderbare, leicht trancig anmutende Nummer, an der man sich nicht satthören kann. Alles in allem ist "Deliberately Fragile" ein bemerkenswertes Album voller Highlights aus denen "Dying Star" durch seine gewisse Andersartigkeit herausragt - ansonsten darf die Tracklist auch als Highlightliste dienen. Für Technoir-Fans und Liebhaber intelligenter dunkler Elektronik mit schönen Melodien und genialen Sequenzen dürfte "Deliberately Fragile" ein Nonplusultra sein - für mich ist es definitiv das erste Highlight dieses Jahres. Volle Punktzahl.