Zu Beginn des aktuellen Jahrtausends sorgte eine Compilationserie für Furore, die den Anspruch hatte, die globale Synthpopszene adäquat abzubilden und sowohl bekanntere Acts, als auch Newcomer aus aller Welt zu featuren: „World of Synthpop“ nannte sich der Sampler des kleinen Labels „Sterntaler“, der es immerhin auf 4 Ausgaben brachte, allerdings mit dem Manko zu leben hatte, sein Blickfeld ausschließlich auf Europa sowie die USA auszurichten. Auf diese Weise ging die kleine, aber durchaus kreative Szene in Südamerika beispielsweise völlig unter. Dabei musizierte schon damals das Trio „Technique“ im brasilianischen São Paulo munter vor sich und erschuf so manchen regionalen Clubhit. Leider dauerte es mehr als ein Jahrzehnt, bis Mastermind Alex, der das Projekt als Solokünstler weiterführte, mit „Memorizer“ sein erstes Album veröffentlichen konnte. Der Sound auf „Memorizer“ kommt beruhigenderweise als klassischer Synthpop daher, klischeehafte brasilianische Einflüsse bleiben außen vor – tja, in Brasilien wird eben genauso wenig ständig Samba getanzt, wie in Deutschland nur ein geringer Prozentsatz der skurrilen Freizeitbeschäftigung des „Schuhplattelns“ nachgeht. Und nachdem der Rezensent seine Lederhose ausgezogen und bequem im Jogginganzug vor der heimischen Stereoanlage Platz gefunden hat, wissen auch die klaren, entspannten Klänge aus dem Hause „Technique“ zu gefallen. Komischerweise gehört der Opener „So Cold“ nicht gerade zu den Highlights der Platte und lässt einen mit seiner Allerweltsmelodie relativ kalt. Besser wird es bei „Book Of Life“, das mit schönen Synthflächen perfekt Lyrics und Musik zusammenbringt: „Take me by the hand....Walking through the night....“ Ein schöner Soundtrack zum nächtlichen Bummeln durch eine südamerikanische Großstadt, bevor man mit „The Price of Lies“ und seinen druckvolleren Drums aus der Melancholie gerissen wird. Hier wird zum ersten Mal der Einfluss von Bands wie DE/VISION deutlich hörbar, während „Empty Eyes“ mit seinen Techno-Pop-Sounds auch auf dem hoffentlich in Bälde erscheinenden neuen Album von Neuroactive vertreten sein könnte. Im weiteren Verlauf des Albums reiht sich eine schöne Harmonie an die Nächste, doch hätte man als Hörer manchmal den Wunsch, Alex käme mal aus sich heraus und würde ein paar kratzigere Ecken und Kanten setzen. Die lange Bandhistorie ist insofern gut herauszuhören, als dass der Sound in weiten Teilen gut die Transformation der analogen 80er und 90er Jahre hin zur digitalen Neuzeit abbildet. „Another Place“ ist nah im Dunstkreis der Violator-Synth-Ära zu verorten, während „Touch Me“ modernere, technoidere Töne anschlägt. Als Zwischenbilanz nach knapp 25 Jahren „Technique“ repräsentiert „Memorizer“ einen schönen Querschnitt des bisherigen Schaffens der Band, memoriert sich aber nur in Ansätzen im Gedächtnis des Synthpopfans. Das Album gibt es als physische Variante direkt über die Homepage zu ordern, ansonsten natürlich auch digital bei iTunes und Co.