Bei Wolfsheim hieß es ‚It’s hurting for the first time’, Tears for Fears liefern uns the (second) hurting dreißig Jahre nach Veröffentlichung ihres Debüt-Albums. Und wie sich das gehört kommt das Album in einer Deluxe-Edition daher, die neben den zehn Songs des ursprünglichen Release noch eine Bonus-CD mit ganzen sechzehn Bonus-Tracks enthält. Zwar sind die größten Hits auf dem Nachfolger ‚Songs From The Big Chair’ enthalten, das seine Deluxe-Renaissance bereits vor einigen Jahren feierte, die geheimen Klassiker findet man jedoch jetzt auf ‚The Hurting’. ‚Mad World’ kennt seit Gary Jules Cover-Version in ‚Donnie Darko’ nun wirklich jeder, das Original von Tears for Fears steht dieser Interpretation jedoch in keinster Weise nach. Auch ‚Pale Shelter’ und ‚Change’ sind Titel, die den Kindern der Achtziger gut in Erinnerung geblieben sind. Der wunderschöne Digi-Pak enthält ein Booklet mit einer Abhandlung von Paul Sinclair, der mit seiner Website SuperDeluxeEdition.com ein Kenner des Faches ist. Als Konzept-Album wurde ‚The Hurting‘ angelegt, es befasst sich mit den Problemen der Kindheit und des Heranwachsens, ein Stoff der zu unendlich vielen Geschichten taugt. Vor allem gilt dies, wenn man als Kind selbst die ein oder andere Erfahrung gemacht hat, und das ist sowohl bei Curt Smith als auch bei Roland Orzabal der Fall, die beide in Familien aufwuchsen, die ohne die klassische Vaterrolle auskommen mussten. Interessant im Essay ist auch zu lesen, wer sich vor dem endgültigen Produkt an der Produktion des Albums zu schaffen gemacht hat. So können wir von Glück reden, dass sich das Endergebnis nicht wie ‚Everybody’s got to learn sometimes‘ anhört, denn auch der Produzent der Korgis war in einer Zwischenphase beteiligt. Schließlich haben wir es Chris Hughes und Ross Cullum zu verdanken, dass aus ‚The Hurting‘ ein Album mit vielen Kanten und dominanten elektronischen Sounds geworden ist, das mehr in Richtung New Wave ausschert und es so schafft, nicht im Pop-Brei der damaligen Tage zu verschwinden. Beste Beispiele dafür sind der Titel-Track sowie ‚Watch Me Bleed’. Wie das Album auch hätte klingen können zeigen die David Lord Versionen von ‚Suffer The Children‘ auf der Bonus Disk. Daneben werden klassische 12“ Versionen, die einfach gut gemacht sind, ergänzt durch B-Seiten, Demo- und Alternate Versions sowie Instrumentals, die bisher teils nur auf Vinyl erhältlich waren. Sehr vollständig sieht sie aus die Zusammenstellung. Wer damit noch immer nicht genug hat, bekommt die Möglichkeit in einem 3CD/DVD Set auch noch die Peel-Sessions der damaligen Tage sowie einen Konzertmitschnitt aus dem Hammersmith Odeon zu erwerben. Tears for Fears haben es geschafft aus ‚The Hurting‘ ein gebührendes Fan-Paket zu schnüren, das klanglich, optisch und inhaltlich überzeugt. Hier wurde Wert darauf gelegt, mit Liebe zum Detail und einer Menge Hintergrundinformationen ein Album neu aufzulegen, das es zurecht geschafft hat, damals Michael Jacksons 'Thriller' von Platz 1 der englischen Charts zu verdrängen.