Eigentlich erkennt man das französische Trio Tamtrum schnell anhand düsterer Elektronikmelodien, betrunkenen Leibern über den Keyboards oder gar heruntergelassenen Hosen auf den schwarzen Bühnenbrettern. In gänzlich neuem Gewand präsentiert sich hingegen das aktuelle Doppelalbum „Fuck you i am Drunk“ und „Stronger than Cats“. Bereits anhand der schrillen Aufmachung des Covers, lässt sich rein oberflächlich darauf schließen, dass dem einst schwarzen Beatgehämmer der tätowierte Rücken gekehrt wurde. Das überraschende Ergebnis dieser schaffenden Fortentwicklung präsentiert sich als eine gehörige Portion poppigen Elektropunks mit saftigen E-Gitarren und spärlich verzerrtem Gesang. Dies ist zwar eine ungewohnte und vor allem für eingefleischte Fans äußerst enttäuschende Seite der Franzmänner, dennoch sollte nicht jeder mutige Versuch einem Musikprojekt neuartige Impulse zu geben, reflexartig in Grund und Boden zerrissen werden. Hat man nämlich seinen anfänglichen Frust über das Ausbleiben der einst so harschen Tonlagen einmal überwunden, scheint die eigens verabreichte Frischzellenkur der Franzosen durchaus ihr Gutes zu haben. Dem geistig offenen Individuum eröffnet sich somit eine unverbrauchte Klangwelt mit gekonntem Mischungsverhältnis von Pop und Elektronik ohne an angepassten Stromverzerrerkram aus Charts und Radio zu erinnern. Rockige Abschnitte wie bei „Assrider“ und „Milkyboy“ sowie das verruchte Flair welches dem Silberling anhaftet, reißen das Doppelwerk wieder aus dem Einheitsbrei heraus. Die Ansammlung der lyrischen Ergüsse besitzt haufenweise Schmunzelpotential und lässt auf so manchen Drogencocktail schließen, den sich die drei Musiker wohl ab hinter die Binde kippen. In punkto Songtexte, taten sich Tamtrum bislang sowieso nie als erzkatholische Saubermänner mit weißen Vertreterhemden der Marke Versicherungsaußendienst hervor. Wo sich die gesprochenen Elemente aus „Electronik blakc mess“ mehr um abgründigere Themen drehten, geht es aktuell um sexuelle Aspekte. Und wer das allseits bekannte „F-Wort“ im Wortschatz hat, dürfte bei der neuen Scheibe mehr als bedient sein. Textlich gesehen, ist das ganze also weder innovativ noch geistig fordernd. Aber wer sucht in dieser Musikecke schon nach vertretbaren Liedern für den Debattierclub? Ab dem sechsten Stück wird ein Wechsel zum Album „Stronger than Cats“ angekündigt. Dieser Abschnitt orientiert sich eine Idee stärker an den Vorgängerwerken und soll die Stammhörer wohl wieder versöhnlich stimmen. Doch auch hier ist die konsequente Weichspülerbehandlung unüberhörbar. Als Anspieltipps sind beim Doppelwerk zum Beispiel „Milkyboy“ oder „Junky, Funky Monkey“ zu benennen. Unterm Strich bleibt zwar nicht allzu anspruchsvolle, dafür aber sehr abwechslungsreiche Musik mit hohem Unterhaltungsfaktor erhalten. Definitiv handelt es sich hierbei um eine der Silberscheiben, welche sich immer mal wieder aus dem Tonträgerregal in die Gehörgänge schleichen werden. Es bleibt abzuwarten was unsere westlichen Nachbarn noch so alles in der Hinterhand haben.