Klingt es langweilig, wenn bei sphärischer und soundtrackartiger Musik das schon so oft und viel herangezogene Kopfkino erwähnt wird? Eigentlich nicht, wenn es denn passt, was bei Talvekoidiks neuestem Album Spitzbergen zu 100% der Fall ist. Eiskalte Sphären, wunderschöne Melodien, vertrackte Rhythmen – das ist der Stoff, aus dem Spitzbergen ist und genau damit wird der Hörer verzaubert. Der Sound ist rund, überwiegend weich, schleichend, aber immer wieder so umstürzend, dass niemals auch nur ansatzweise am Rand der Belanglosigkeit gekratzt wird, ganz im Gegenteil, Talvekoidik kann gut und gerne als Künstler und Virtuose bezeichnet werden, der Klangwelten erschafft die dort beginnen, wo andere schon verzweifeln. Es wird mit Piano und Streichern gearbeitet, die diese besondere Atmosphäre, die das gesamte Album umgibt, perfekt reflektieren. Die einzelnen Tracks bauen sich wunderbar auf und umhüllen den Hörer mit entsprechenden Bildern für das besagte Kopfkino, allerdings zieht sich dieser Aufbau auch nicht unnötig in die Länge, ist aber auch niemals überhastet – hier wurde einfach das perfekte Maß getroffen. Melodien, Flächen, mal zurückhaltende, mal treibende Beats und auch mal Breaks und leicht verzerrte Sounds, aber niemals störend oder unpassend, denn auch hier wurde auf jedes Detail geachtet. Man erlebt tatsächlich eine Reise durch den arktischen Ozean, man sieht die Eisschollen, Nordlichter und Eisberge, man fühlt quasi die Kälte, man hört das knirschende Eis und trotzdem fühlt man sich unsagbar warm, obwohl man eigentlich mittendrin ist, mittendrin im Talvekoidik´schen Klangkosmos. Spitzbergen ist ein herausragendes Album, das eine außergewöhnliche Atmosphäre schafft und die Gratwanderung zwischen Anspruch und Vergnügen perfekt und beinahe schon spielerisch meistert. Absolute Empfehlung.