Als Tactical Sekt im Herbst letzten Jahres Suicide Commando auf ihrer „Axis of Evil“-Tour begleitete, krachte es auf Deutschlands Bühnen gewaltig. Denn im Rahmen dieser Tournee stellte das Duo seine (damals) neue E.P. „Burn Process“ vor, die uns leider erst in den letzten Tagen per Post erreichte. „Burn Process“ wirkt wie ein Flächenbrand: die über 70 Minuten lange CD, welche lediglich zum Preis einer EP verkauft wird, setzt innerhalb kurzer Zeit Kopf und Beine in Brand. Hier haben Anthony Mather und Beam einen würdigen Nachfolger ihres sehr erfolgreichen Debüts " Geneticide" geschaffen. Neben sieben neuen Songs bietet „Burn Process“ zusätzlich fünf Remixe, vier davon von neuen Stücken sowie einen ihres ersten Clubhits „Damage Limitation“. Auch wenn die Ähnlichkeit zu Suicide Commando frappierend ist, wirkt „Burn Process“ doch eine ganze Spur fesselnder und mitreißender als das letzte S.C.-Album „Axis of evil“. Tactical Sekt gelingt es erneut, bombastische, aufwändige Sound-Collagen mit harten Beats zu verschmelzen. Hier treffen – wie bei „Geneticide“ - Elemente des Techno auf die Wucht des EBM, kombiniert mit einem aggressiven, verzerrten Gesang, der streckenweise markerschütternd wirkt. Auch die klassischen Voice-Samples kommen zum Einsatz und beschwören von Beginn an ein Angstgefühl erster Güte herauf. „Burn Process“ gönnt dem Hörer keine Pause, die EP ist vom ersten bis zum siebten bzw. inklusive den Remixes zum zwölften Stück tempo- und extrem Dancefloor-orientiert. Überraschende Breaks und eingängige Melodielinien verleihen den Songs Individualität und lassen die Scheibe nicht zu einem Einheitsbrei verkommen. Einmal damit angefangen, muss diese EP zu Ende gehört werden – und zwar ganz. Herausragend sind – wenn man sich überhaupt festlegen möchte – vor allem „Forgot To Be Human“, das den nicht mehr länger menschlichen Alptraum-Mutanten direkt vor’s geistige Auge heraufbeschwört. Auf einer entsprechenden Anlage wird einen die Wucht dieses Tracks umhauen, garantiert! Mit „Devils Work“ ist es ähnlich, während „The Hanging Garden“ etwas weicher, von den Melodien her anfänglich fast future-poppig wirkt, sich aber schnell als infizierender Track im klassischen T.S.-Stil entpuppt. Gelegentlich kommt das ganze sogar ein wenig Hocico nahe, aber eben nur ein wenig. Auch den Remixern auf „Burn Process“ darf allen großes Lob gezollt werden. Vor allem Solitary Experiments und [:SITD:] haben ganze Arbeit geleistet. Diese EP in Überlänge ist ihr Geld wirklich wert. Wer „Geneticide“ bereits im Schrank stehen hat, wird automatisch erneut zugreifen. Kritiker mögen Tactical Sekt als Plagiat des belgischen Urgesteins sehen, da der Sound in weiten Teilen tatsächlich sehr, sehr ähnlich ist. Allerdings sollte man der Band eine Chance geben, denn sie machen ihre Sache richtig gut. Wer letzten Herbst auf dem Konzert war, weiß wovon ich spreche.