Mark Rydyger, der Mastermind hinter "Sylac" ist musikalisch bereits seit 2005 aktiv und mit zahlreichen Veröffentlichungen unter dem Projektnamen "Holon" im Elektrobereich in Erscheinung getreten. Der Musiker ist verwurzelt in Toronto, Kanada, was unter eingefleischten Jüngern der maschinellen Stampfmusik quasi als Mekka der guten Ohrbeschallung gilt. Ob Mark diese Qualitätsansprüche mit seinem neuen Projekt "Sylac", dessen zweite Veröffentlichung mit "Legacy System Collapse" hier in den Gehörgang wandert, erfüllen kann wird sich nun zeigen.

Gleich "Code Yourself Into Oblivion" zeigt mit pulsierendem Basslauf auf, dass wir uns auf elektronischem Terrain befinden. Das Thema wird mittels Phasen erhöht und führt in ein getragenes Mittelstück. Dieses ergeht sich im Drum, um wieder das Einstiegsthema aufzugreifen. Die Synths umspielen dieses Konstrukt und verfliegen dann im Nirgendwo. "Interface Error" steigt eher klinisch kalt ein, wobei die Phasengeräusche von einem warmen Bassthema und einer schleppenden Base eingefasst werden. Um das ganze entrollt der Künstler Soundteppiche. Gen Mitte wird der Song unerbittlicher und steigert sich vom wohligen Gefühl hin zu einer etwas unterschwellig gefährlichen Gangart. Beim Titelsong "Legacy System Collapse" beherrschen eher genreübliche Sounds den Einstieg. Leicht gephasert werden diese von einem überraschend klaren Drum eingefasst. Im Hintergrund hat der Synthloop eine Menge zu tun. Bis jetzt klingt das alles ganz nett, mehr aber halt auch nicht. "Core Logic" steigt dann getragen mit einem gefälligen Drumloop ein. Auch hier wird die Szenerie von den Sythstakkatos im Hintergrund bestimmt, die im stetigen Wechsel angespielt und variiert werden. Und wieder ein üblicher Mittelpart. "Flesh Meets Machine" erscheint dann als schleppender Beat mit immer derselben Phasenwiederholung als tragendes Element. Ein schwebender, teils distorteter Synth untermalt das Ganze. Nach einer Unterbrechung mit hohen Synths kommen wir wieder beim schleppenden Beat an. Leider beginnt mich das Ganze ein wenig zu langweilen. Nach "Unstable Element" führt "Reality Check" hohe, flirrende Flächen ein, die von monotonen Basssounds untermalt werden. "Synaptic Overload" hält durch die Instrumentierung nicht wirklich, was der Titel verspricht. Kleine, hohe Soundfetzen über monotonem Drum. OK. Das Ganze endet in einer Art Marschtrommel. "Take It All The Way" wird dominiert von einem zerrenden Mood, der ein gepitchtes Drum und Syntheziserfetzen  zu einer Klangsuppe vereint. Bei "Utopian Illusions" verspricht zumindest das Drum zunächst Abwechslung. Der Sytheinsatz belehrt mich dann eines Besseren. "War By Other Means" kommt fast etwas im Technogewand daher, heraus mit den Knicklichtern und Trillerpfeifen. "The Reckoning" lässt auch nichts Neues vermelden. "Quiet Corner Of The Net" könnte man auch durchaus auch als Ballade durchgehen lassen. Leider aber habe ich schon keine wirkliche Lust mehr.  "Legacy System Collapse" im (Obsoletion Mix) und im (Terminal State Mix) fügen dem Album auch keine neuen Facetten hinzu.

Gut, ich habe es geschafft. Ein solches Album spaltet sicherlich die Hörerschaft. Zum einen gibt es die absoluten Soundfreaks, die unter megateuren Kopfhörern jede einzelne Facette dieser Veröffentlichung erlauschen und in Welten abdriften, die den Normalsterblichen verschlossen bleiben. Die andere Hälfte sieht in den Kompositionen nicht mehr als ein wenig düster angehauchte Fahrstuhlmusik. Ich bewege mich irgendwo dazwischen, tendiere jedoch stark zu letzterer Gruppe. Ich erkenne an, dass Mark Rydyger mit dem, ihm zur Verfügung stehenden Equipement durchaus respektabel umzugehen versteht. Leider jedoch sehe ich die ganze Zeit einen Nerd vor meinem geistigen Auge, der stundenlang an einem einzelnen Sound bastelt und sich einen Wolf freut, diesen dann richtig effektiv in das Gesamtensemble eingebaut zu haben. Leider jedoch hört der Rest der Menschheit diesen Sound nicht einmal. Auf die Dauer von 78 Minuten ist diese komplett instrumentale Klanginstallation für mich dann doch arg langweilig, zumal sich alles von der Instrumentierung, wie auch von der Methodik der eingesetzten Sounds ziemlich ähnelt. Mir blieb nicht ein einziger der Songs in Erinnerung. Meist ist es so, dass die Titel ganz gut beginnen und neugierig machen, dann ergehen sie sich aber  durch ständig variierte Wiederholungen immer wieder in sich selbst und der zündende Funken, der alles zum Leuchten bringen könnte bleibt aus.

Mein Tip also, wenn ihr auf Musik steht, die man sich langsam und intensiv erschließen muss, ohne dabei großes Kino zu erwarten, dann ist das hier was zum reinhorchen. Leute, die eine gute Zeit haben wollen und wirklich Spaß mit einem Album, greifen doch eher zu was anderem.

Erschienen ist das Ganze auf Subatomic Audio, welches sich des digitalen Vertriebs des Albums angenommen hat.