Svartsinn, zu Deutsch dunkles Gemüt oder dunkle Seele, ist das Dark Ambient Projekt des Norwegers Jan Roger Pettersen. Svartsinn ist ein Pseudonym für düstere, beängstigende und atmosphärische Klangcollagen, eine musikalische Reise in eine Welt, in der Petterson zufolge die Dunkelheit alles und gleichzeitig nichts ist. Eine Dunkelheit, die den Menschen von außen umschließt und von seiner Psyche langsam Besitz ergreift. Eine Dunkelheit, die in der Gefühlswelt eines vereinsamenden Menschen existiert, der sich in einer ihn überfordernden Welt allein und hilflos fühlt. Oftmals ist diese Art verinnerlichter Dunkelheit nicht sofort zu erkennen und zu erschließen. Mit Svartsinn jedoch ist Pettersen die Vertonung jener anspruchsvollen Thematik gelungen – auf subtile aber auch eindringliche Art und Weise. Rund zwei Jahre nach der Veröffentlichung des Albums „Of Darkness And Re-Creation" schließt er nun mit „Traces of Nothingness“ eine Trilogie, die er im Jahre 2000 mit seinem Debüt-Album "Devouring Consciousness" aus der Taufe gehoben hatte. “ It lives ... in the dark ... something in the dark” – mit den von einer männlichen Person gesprochenen geheimnisvollen Worten entführt „Traces of nothingness“ die Finsternis. Titel wie „All the colours are fading“ oder „Misantrophic Odyssey“ deuten bereits an, welche Erlebnisse den Hörer auf den Spuren des Nichts begleiten werden. Dumpfe, wiederhallende Schläge, ein undefinierbares Wabern und Rauschen die düstere, pechschwarze und eiskalte Unterwasserszenarien heraufbeschwören, einem Donnergrollen ähnliche Laute treffen auf subtile, von Schwermut und Resignation geprägte Melodien. Metallenes Klirren durchbricht die Harmonie, bedrohlich wirkende, atonale Sequenzen zersetzen die nur Momente andauernde Glückseligkeit, das schmerzhafte Geräusch stark verzerrter Töne schneidet durch die Luft, welche in ständiger Bewegung zu sein scheint und ihre eigene Sprache in diesem großen Kosmos spricht. „Traces of nothingness“ ist ein beruhigendes, entspannendes und aufwühlendes, beängstigendes Album zugleich. Klassisch insofern, als es sich – ganz im bekannten Stile genreverwandter Cold Meat Industry Acts – einer großen, kreativen Bandbreite an Soundscapes bedient und daraus eine ureigene, persönlich inspirierte Klangwelt kreiert. Eigenständig auch, da Svartsinn eine sehr extreme, eigenwillige und gewöhnungsbedürftige Ton- und Geräuschsprache verwendet. Voice-Samples sind auf ein Minimum begrenzt, denn die Fusion dieser Geräusche und den sanft schwebenden Melodien schließlich ist es, welche der jeweils intendierten Aussage und Thematik ihre Form gibt, um sie im nächsten Augenblick in einen amorphen Zustand überzuführen, sie dort ruhen zu lassen, bis sie eine weitere Verwandlung beginnt – ein Prozess, der nicht stillzustehen scheint. Alles scheint in Bewegung, im Fluss. Dies macht es dem Hörer allerdings auch schwer, gedanklich „greifbare“ Elemente aus diesem Album herauszufiltern. „Traces of nothingness“ bietet nur wenige dominante Passagen, die nachhaltig im Gedächtnis, in der Erinnerung bleiben. Zu sehr hat man das Gefühl, durch die Soundscapes hindurchzufließen, mit zu schweben, hindurchgeleitet zu werden – während von allen Seiten neue Klangerlebnisse auf einen hereinstürmen, um sich sofort wieder zu verflüchtigen. Wenn das Album nach dem achten, nur bei stark erhöhter Lautstärke überhaupt wahrzunehmenden Stück „Emptiness is form“, einem Northaunt-Remix des auf der „A final testimony“-Compilation enthaltenen Svartsinn-Tracks „Form is emptiness“, ausklingt (ein Titel übrigens, der einen zu Gedankenspielerein und Interpretationsversuchen förmlich zwingt, da er in beiderlei „Gestalt“ eine tieferliegende Wahrheit zu enthalten scheint), bleibt womöglich nur eine unerklärliche Ratlosigkeit, ein Gefühl des hilflosen, verwirrten Alleinseins zurück. Wer in „Traces of nothingness“ mit all seinen Sinnen eintauchen möchte, benötigt viel Ruhe, am besten vollkommene Stille. Denn nur dann ist es möglich, sämtliche in diesem Album eingebetteten Klänge auch in ihrer vollen Kraft wahrzunehmen. Eigentlich ist diese Möglichkeit die einzige, das komplexe, schwer verdauliche Album wirklich wahr- und in sich aufzunehmen. Optisch perfekt dazu passend erscheinen die ersten 1000 Einheiten des Albums in einem edlen, doppelt auffaltbaren pechschwarzen Digipack im Sonderformat. Ein Booklet gibt es allerdings nicht.