Sun of the sleepless. Der klangvolle Name des schwarzmetallischen Projektes, das mit dem wunderschön spartanischen und an szenetypische Wurzeln erinnernden Cover versehenen ‚To the elements‘ ein formidables Debut vorlegt, könnte bei szenekundigen Gedächtniskünstlern Erinnerungen wachrufen: Vor 13 Jahren zuletzt trat das Ein-Mann-Seiten-Projekt einer nicht unbekannten Größe im deutschsprachigen (Black) Metal zuletzt in Erscheinung, seitdem hörte man nichts unter diesem Namen aus der Feder Ulf T. Schwadorfs. Ja genau: Der Mann, der als Teil von Empyrium beachtenswerte Beiträge für die Bereiche naturmystischen Folk Black Metals (bzw. nur Folk) geschaffen hatte und seit nunmehr 17 Jahren mit The Vision Bleak und nun auch Ewigheim erfolgreich andere metallische Pfade beschreitet, belebte sein in Vergessenheit geratenes und eher wenig bekanntes geistiges Kind neu um seinen Beitrag zu atmosphärisch monotoner Schwarzkittelei zu leisten. ‚To the elements‘ ist dabei kein essenzieller aber sehr hörbarer Rausch geworden, dem man gerne einige Zeilen widmet. Da ich vor allem die ersten vier Alben Empyriums in guter bis sehr guter Erinnerung halte fällt es mir leicht, typische Klangmotive auch bei Sun oft he sleepless wiederzufinden. Sehnsüchtige Melodiebögen, verhalltes Summen z.B. im Intro, unverkennbarer Cleangesang in „Where in my childhood..:“, der Paukenschlag zu Beginn von „The owl“ oder stromlose Folkparts – all diese Elemente schlagen Brücken zu alten Glanztaten, ohne diese lieblos aufzuwärmen. Stattdessen krachen als Hauptkomponente unablässig polternde Black Metal Songs in die fast schon sanfte Einrahmung und bilden damit Schwadorfs bisher härteste Geschenke der letzten Jahre an die Hörerschaft. Der Bruch zwischen ruhigen und harten Elementen ist bewusst schroff gehalten, strengt an, verschreckt bisweilen und erfordert konzentriertes Zuhören. Die Raserei findet überraschend abwechslungsreich statt: Ist „Motions“ ein gnadenloser, monotoner Ambient-Sturm, der zum Beispiel an Vemod oder Darkspace erinnert, zeigt sich „The owl“ als etwas ruhigeres Erzählstück, „Where in my childhood lived a witch“ ist eine schleppende Walze und „In the realm of the bark“ verbindet die beiden Welten (Ambient Black Metal und mystische Folkloremotive) ganz wunderbar durch einen mitreißenden Refrain im Auge des Sturms. Spielerisch und gesanglich lässt das Album kaum Wünsche offen, die Produktion ist stimmig und doch will ich nicht in Jubel verfallen. Ja, das Album ist gut, die einzelnen Beiträge stimmig und es gibt einige Momente, die ich mir wieder und wieder anhören könnte. Ich störe mich aber an einer gewissen Zerfahrenheit, habe das Gefühl, dass Schwadorf nicht ganz genau weiß, was Sun oft he sleepless nun sein will – Ambient? Symphonisch? Folkig? Oder doch eher eine etwas härtere Version von The Visionpyrium? Aus jeder Richtung fallen mir (z.T. auch von Schwadorf selbst) Alternativen ein, die zu hören ich beim Lauschen von ‚To the elements‘ Lust bekomme. Ein schönes Album, aber eines unter vielen guten. Sun oft he sleepless‘ Debüt darf Einzug in jede gutsortierte schwarzmetallische Sammlung finden, ohne sich schämen zu müssen. Doch einen Platz in der Vitrine haben sich andere Projekte redlicher verdient.