Ich nenne Summoning meine Lieblingsband - seit immerhin 22 Jahren und trotz all der Musik, der ich in dieser Zeit begegnen durfte: Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Summoning haben bei mir einen Stellenwert erreicht, bei dem mir natürlich keinerlei Objektivität unterstellt werden kann. Wenn ich aber ein neues Album höre, will ich dennoch ein paar Zeilen notieren: Denn was war die Freude groß, mein 2018 begann erst so richtig mit dem 5.01.2018 und dem Klingeln des Briefträgers. Seitdem dreht 'With doom we come' seine Runden, wird seziert und immer neu bewertet und vielleicht ist es jetzt Zeit, den Zwischenstand kundzutun. Album Nummer 10 ist 25 Jahre nach Bandgründung fast schon progressiv - soll heißen, es gibt Veränderungen, die das autistische Gewohnheitstier ein klein wenig verunsichern können. All diejenigen, die Summoning nur im normalen Ausmaß konsumieren werden zwar kaum Ungewohntes wahrnehmen, jedoch in dem von ihnen selbst geschaffenen Mikrokosmos epischen Metals mit schwarzmetallischen Anleihen ist jede kleinste Kurskorrektur wie eine Revolution. Fangen wir also klein an: Es gibt kein Intro. Also irgendwie. Zwar leitet "Tar-Claion" ohne Gesang und nur mit Samples ein aber die Spielzeit von über sieben Minuten und begleitende E-Gitarren lassen es anders erscheinen, jedoch für einen richtigen Song ist dieser Einstieg zu lang und zu lahm. Mmmh. Doof. Aber 'Silvertine' folgt, ist in meinen Ohren der stärkste Song des Albums und macht deutlich, dass die beiden Herren aus Wien diese musikalische Spielart beherrschen wie kaum/niemand anderes. Gaben Protector und Silenius in den Anfangsjahren an, die dunkle Seite der Herr der Ringe Welt musikalisch darstellen zu wollen, so scheint dieser schleppende Track von einer Mittelerde zu berichten, in der die dunklen Kräfte längst gesiegt und beständig an der Macht sind. Weniger Dramatik, weniger Pathos sondern ernüchternd beständige Schwere und leicht resigniert klingende Pianoparts - ich fühle mich an "Flesh and blood" erinnert, nur wesentlich vielschichtiger und verspielter. Großartig. Es folgen sechs weitere Tracks plus "Barrow-downs", dem eigentlichen Intro, das versehentlich in die Mitte des Albums geraten ist. In den sechst Songs setzen die beiden Meister der epischen Klangteppiche ihren auf dem letzten Album 'Old mornings dawn' begonnenen Weg fort, es finden sich lecht orientalische Klangelemente im Sound wieder, in meinen Ohren wirkt der Sound bei aller schleppenden Dramatik eher leicht und immer öfter mutieren die krächzenden Vocals eher zu einem Gesang. Das ist enorm ungewohnt und noch nicht perfekt ausgereift (vor allem im abschließenden Fast-Titeltrack, bei dem ich ein wenig Zahnschmerzen bei so mancher Zeile bekomme), aber so ist das wohl mit kleinen "Experimenten". Viel mehr fällt aber für mich ins Gewicht, dass in meiner Wahrnehmung bis auf "Silvertine" kein Song über ein gut hinauskommt. Nicht falsch verstehen, Summoning sind immer noch state of art in diesem Segment, aber wirkliche Aufhorcher finden sich nicht mehr und bei einigen Songs hätte ich mir noch das ein oder andere verspielte Element gewünscht (zumal "Silvertine" zeigte, dass Summoning selbst daran noch interesse haben). So aber vergeht die Zeit mit dem Album in bewährter Form und ich habe im Anschluss Lust, noch ein paar "Hits" der Vorgängeralben zu hören. Nein, früher war nicht alles besser, die letzten beiden Alben übertrafen einige der alten Glanztaten und ich weiß, dass Summoning es noch drauf haben. Nur dieses Mal konnten sie mich nicht so berühren wie in früheren Zeiten. Festzuhalten ist noch, dass auch die Verpackung dieses Mal nur bedingt gut wegkommt: Das Albumcover wirkt nicht so perfekt gestaltet wie bisherige der Band und die Ablichtungen von Protector und Silenius sind dieses Mal so unfassbar billig/kitschig/übertrieben verfremdet worden, dass ich mit einer Träne im Auge die fantastischen Lichtbilder aus Minas Morgul Zeiten hervorkrame und betrachte - mit viel weniger Mitteln 300% mehr Stimmung. Deswegen mied ich auch ein Shirt oder Kappu, sonst seit 2 Jahrzehnten obligatorisch in meinem Warenkorb - doch mit diesen vermurksten Fratzen traue ich mich nicht auf die Straße. Es klingt dramatischer als es ist, ich drücke jedoch die Daumen, dass dies nicht sowohl optisch als auch akustisch die neue Marschrichtung ist. Summoning sind und bleiben ein Unikum, jeder, der sie noch nicht kennt und einen Hang zu epischen Soundtracks hat sollte sie konsumieren, sich am perfektionierten und dennoch konservigen Keyboardsound erfreuen und sich der Epik hingeben. Ich aber verbuche (mit Ausnahme des nicht vergleichbaren Debuts) das schwächste Album der Bandgeschichte.