Seit Monaten aufgeregt und voller Unruhe – selten in den letzten Jahren hat ein Album aus mir ein Kind mit leuchtenden Augen gemacht, dass am Weihnachtsmorgen hektisch die Packung auspackt. Doch genau so ging es mir und es war schön zu erleben. Nun ist das Album gehört, nun schreibt hier also ein Riesenfan der Band. Nicht ganz optimal, will der Leser doch objektive Berichterstattung, aber die kriegt ihr nicht. Nur meine Meinung. Elbisches Flüstern und ein episches Intro und sieben Jahre scheinen spurlos vergangen und Summoning kein Stück gealtert zu sein. Es graut der "Old mornings dawn" und die österreichische Bastion in Sachen Epic (Black Metal) erfüllt meine Hallen mit mehr Tolkienischem Zauber als das letztjährige "Computeranimation statt Story"-Filmchen "Der Hobbit". Leider werden sich an den Film zwei weitere Filme anschließen, Summoning haben aber bereits auf ihrer Homepage angekündigt, dass sich nach der geplanten Veröffentlichung von zusätzlich bei den Aufnahmen entstandenen Stücken ihre Tore nach Mittelerde wieder auf unabsehbare Zeit schließen werden. Mit diesem Wissen und einer Erwartungshaltung, der eigentlich kaum eine Band gerecht werden kann beginnt die eigentliche Kritik. Summoning bleiben Summoning. Und so wie ich es manchen Bands (Hallo Wumpscut) vorwerfe, dass sie sich gegen musikalischen Wandel wehren wie ein Zwerg gegen einen Ausflug ins Elbenfreibad, so bin ich doch dankbar, dass diese Band an ihrem Stil festhält. Epischer und keyboardgetragener Bombast, programmierte und denoch mitreißende Drums und Percussion, omnipäsenter aber zurückgenommener Gitarreneinsatz und Kreischgesang, der instrumentalisierter Teil des Ganzen ist – alles findet sich auch 2013 in der Musik von Michael Silenius Gregor und Richard Protector Lederer, genau wie der Einsatz von Samples aus Hörspielen rund um Mittelerde (die fantastisch eingearbeitet wurden). So wie jedes bisherige Werk hat auch "Old mornings dawn" kleine Eigenheiten: durch verstärkten Einsatz von Percussions und Trommeln wirken die Stücke in ruhigen Momenten leicht orientalisch angehaucht. Chöre finden häufiger Verwendung als bisher und drücken damit den Bombast noch einmal deutlicher in der Vordergrund und nehmen die Härte ein Stück mehr aus der Musik. Und dann ist da noch eine Besonderheit, die sich kaum greifen mag: War die Musik auf den meisten Alben seit "Dol Guldur" homogen (wenn man vom gitarrenlastigen "Stronghold" absieht) so finden sich in den Songs des aktuellen Albums häufig keyboardgenerierte Geräusche, die kristallklar und damit deutlich aus dem Gesamtsound herausragen. Das können teilweise deutlichere Drums sein, ein besonderes Dröhnen oder eine fast schneidende Keyboardlinie – in jedem Fall erhöht es den Wiederhörwert, passt sich doch die jeweilige Besonderheit in das Gesamtschema ein. Frei von Kritik kann ich auch bei meiner Lieblingsband nicht bleiben. "Old mornings dawn" eroberte mich nicht so im Sturm wie das sieben Jahre zurückliegende "Oath bound" (in meinen Augen eines der besten Summoning Alben). Das liebt vor allem daran, dass das Werk ähnlich wie "Dol Guldur" auf einen einheitlichen Gesamteindruck abzielt und kaum ein Song ganz besonders hervorsticht. Auch die Masse an Material (inbesondere als Besitzer der Box mit zwei zusätzlichen Songs) trägt dazu bei, erfordert dies doch eine langanhaltende Zeit aufmerksamen Zuhörens. Dann haut mich das Intro nicht ganz so weg wie die der letzten Alben (wieder der Vergleich mit "Dol Guldur", bei dessen Intro es mir ähnlich geht) und "Earthshine" erweist sich zwar als starker Song, wirkt aber nicht wie ein typischer, das Album mit noch mehr Bombast abschließende Stück (man denke nur an "A distant flame befor the sun"). Die letzte kritische Äußerung betrifft "Caradhras" – der wundervolle, melancholisch-sehnsüchtige Song haute mich zunächst um, gerade die Anfansmelodie und die Gesangslinie sind ein Traum. Doch der den Song abschließende Teil mit den Chören scheitert leider daran, dass die Chöre (anz) leicht schief eingesungen wurden und so den Hörgenuss (vor allem auf Kopfhörern) schmälern. Das fällt vor allem deswegen so deutlich auf, da Summoning ansonsten einen inzwischen fast perfekten Sound entwickelt haben. Summoning bleiben Summoning. Und damit die unangefochtenen Vorreiter in ihrem eigens geschaffenen Genre. Das ist beruhigend und "Old mornings dawn" ist trotz der Kritik ein weiterer Pflichtkauf für alle, die diese Form epischer Klänge schätzen. Versucht euch an der Band, wenn ihr sie bisher noch nicht kennt und lasst euch nicht durch das Genre Black Metal aufhalten – es fällt eigentlich nicht auf, wenn man sich einmal der Stimmung hingegeben hat. Reinhören sollte man in "The white tower", "Caradhras" und "Of Pale White Morns And Darkened Eves", während man das Album bestellt und sich auf den versand freut.