Kein angenehmer Gegner für Freunde des gefeierten Ideenklaus ist dieser Tage Johan Van Roy & die Gralshüter des puristischen 90er Post Industrial erfahren bei den Vorbereitungen auf das 20ste Bandjubiläum so manche Neuerung im ,wie immer , markerschütternden Schaffen des belgischen Drill Instructor. Seit dem Frühjahr arbeitet er an seiner Exposition über die Welt der Serienkiller. Auch wenn der "Axis Of Evil" Nachfolger im März mit "Bind, Torture, Kill" namentlich für die Gräueltaten des Amerikaners Dennis Lynn Rader steht, scheute Johan für diese streng limitierte Vorab-Maxi nicht den Blick in Richtung Deutschland. Im Land der Dichter, Denker & seiner zahlreichen Fans gab es doch im April zwei wichtige Ereignisse die nahtlos in das Konzept über Verbrecher mit sadistischen Fantasien passte. Zum Ersten wird das Oberhaupt jener vatikanischen Kurie, welche unbegreifliche Grausamkeit ja schon immer zur Erfüllung ihrer Doktrin nutzte, zu Grabe getragen & ein gut bekannter deutscher Inquisitor verteilt inzwischen die Geschenke des Himmels & entscheidet künftig über Fragen der Ethik... „Godsend“ enthält wieder die Quell-DNA für gnadenlose Floorkiller in der Kombination aus aggressiv verzerrten Gesang & heftigen Samples. Dazu noch etwas mehr Filigranität in den Taktraten & fertig ist der Tribut an alle Jünger von Suicide Commando. Während diese Konzentration aufs Wesentliche im Remix-Klon von God Module noch deutlicher wird, übertreiben es die Mexikaner Amduscia mal wieder & katapultieren den Track in ihren ureigenen Soundkosmos. Ohne Chance auf emotionale Abkühlung gehts thematisch zum zweiten Highlight. Zur gleichen Zeit wurde das Urteil gegen Armin Meiwes gerade durch den Bundesgerichtshof aufgehoben. Nicht nur Juristen haben Probleme mit der Verarbeitung seiner Art sich andere Persönlichkeiten einzuverleiben. Also kein neuerliches Cover von Rio Reiser, vielmehr eine elektronische Antwort auf Rammstein. "Menschenfresser" wirkt ruhiger & klarer wie seine Vorgänger. Ebenso wie letztens bei Ratzinger (dem aus Landshut) liegt hier die Prämise auf hörbare Qualität & weniger Club-Bombast. Eine Herangehweise die beim ersten hören noch ein wenig befremdet, aber spätestens beim zweiten Durchgang positiv von Entwicklungen jenseits der bekannten Hit-Matrize zeugt. Vasi Vallis liefert seine Interpretation mit seinem neuen Projekt Reaper ab & sorgt mit eingängig futuristischen Klängen für ein sehr gelungenes Nachempfinden der Wollust vom Penektomie-Opfer Bernd Brandes. Die Berliner Agonoize setzen indes mehr auf die gewohnte Dampframme. Fazit: Diese kleine Nabelschau verstärkt zutiefst den Leidensdruck bis zum Erscheinen der Schlachtfest-Langrille & die Frage wird es ein origineller Flop oder ein unorigineller Erfolg stellt sich einfach nicht. Wer nun nicht mehr zu den glücklichen Besitzern der 2000 DigiPaks gehört, sollte nicht verzagen. Ab dem 27. Dezember gibt es das Ganze auch in digitaler Form bei iTunes & anderen Online-Music-Shops.