Suede, gehypt, dann wieder gehasst, eine wichtige englische Band? Definitiv! Denn auch wenn Brett Andersson sich dagegen verwehrt, haben Suede Anfang der Neunziger einen essenziellen Part dazu beigetragen, den Grundstein für neue Gitarrenmusik aus England zu legen, den inzwischen so ausgelutscht erscheinenden Britpop. Sogar distanziert haben sie sich von dieser ‚Schlimmen’ Bewegung! Aber fangen wir mal vorne an… Justine Frischmann, Mat Osman, Bernard Butler und Brett Anderson erspielten sich den ersten wichtigen Plattenvertrag buchstäblich in Pubs und Clubs in der Camden Area. 92 erschien mit dem selbstbetitelten Album ein Werk, das sowohl klassische britische Muster aufwies aber auch mit Liedern wie ‚Animal Nitrate’ mit Rock-Mustern der Grunge-Bewegung liebäugelte, die sich jenseits des großen Teiches etabliert hatte. Eine gesunde Mischung, die auch vor Balladen wie ‚She’s Not Dead’ oder ‚The Next Life’ nicht zurückschreckte und dies alles mit viel Show und androgyner Vielschichtigkeit verkaufte. Der eindeutige Fokus liegt jedoch darauf Themen wie Sex, Drugs und Suicide sowohl in den Texten aber auch in der sehr direkten musikalischen Umsetzung zu transportieren. Anderson in geknoteten Spitzenblüschen mit langen Haaren, das war keine Seltenheit bei den expressiven Auftritten der Band, die sich ziemlich genau bei Abschluss des Vertrags von Frischmann trennte. Auch ein Grund für Anderson, den Britpop zu hassen, denn seine ehemalige Freundin war inzwischen mit niemand anderem als Damon Albarn von Blur liiert. Die Presse überschlägt sich, die Fans rasten aus, wie hätte ein Blitzstart besser aussehen können? Nun liegt das Album wie auch die anderen vier Suede-Longplayer in einer großartigen Deluxe-Edition vor. Dreiundsechzig Songs, B-Sides, Videos, Performances und Interviews beinhaltet allein die neue Version des ersten Albums. Viele der Flipsides fand man zwar auch bereits auf ‚Sci-Fi-Lullabies’, der 1997 veröffentlichten B-Sides-Compilation, aber alleine schon die Anzahl der Demos überzeugt zum Kauf der Neuauflage. Insbesondere das Demo zu ‚Metal Mickey’ und die Piano-Version der B-Seite ‚My Insatiable One’ sind Zuckerstückchen, die ein Fan einfach haben muss. Überraschend gut dann auch die Qualität der Konzertmitschnitte auf der Bonus-DVD, die auch das offiziell veröffentlichte Konzert der ersten Tour aus der Brixton Academy enthält. Ausführliche Linernotes, ein hervorragend gestalteter Digipak und viele neue Bilder runden den positiven Eindruck dieser Veröffentlichung ab und legen die Messlatte für ähnliche Editions hoch. ‚We’re so young, and so gone, let’s chase the dragon from our home!’... Wertung: Original Album: 5 Audio Bonus: 5 DVD Bonus: 5 Gesamt: 5