‚Head Music’ ist das schwierigste Album von Suede. Die Band kommt in eine erneute Schaffenskrise, Anderson experimentiert zu viel mit Crack und die neu eingeschlagene Richtung zur expliziteren Elektronik will erst einmal umgesetzt werden. Dazu wurde Steve Osbourne als Produzent auserkoren, der bereits im Manchester-Umfeld mit den Happy Mondays oder New Order zusammengearbeitet hatte. Anderson selbst schreibt, dass ‚Europe Is Our Playground’ aus den ‚Coming Up’ –Sessions so etwas wie ein Blueprint war für das was ‚Head Music’ werden sollte, man aber wohl Schwierigkeiten bekam, dessen kühle Eleganz zu wiederholen. Und so war auch die Presse gespalten bzgl. des Resultats. Wenn man ehrlich ist, ist auch lediglich ‚She’s In Fashion’ als Single nach gut zehn Jahren wirklich noch präsent, während ‚Electricity’ oder ‚Can’t Get Enough’ bereits im Strudel der Zeit verschwunden sind. Und auch wenn Anderson ‚Head Music’ als das wohl am meisten unterschätzte Suede Album ansieht, es fehlt einfach die konsequente Linie. Zwar hatte man sich diese sehr bewusst vorgenommen, konnte sich meiner Meinung nach dann jedoch nicht stark genug von alten Zöpfen trennen. Etwas mehr Disziplin hätte durchaus zu einem anderen Ergebnis führen können, wie bspw. die B-Seite ‚Killer’ beweist, die mit einem Björk-ähnlichen Beat und sehr pointiert eingesetzten Gitarren-Hooks ein Massive Attack Feeling aufkommen lassen. Auch ‚Pieces Of My Mind’, eine Ballade, die fast ganz auf Gitarren verzichtet untermauert diese These. Andere Flipsides wie ‚Bored’ oder ‚Jubilee’ hören sich dann wieder Retro-Suede an und verdeutlichen den beschriebenen Zwiespalt. Auf der DVD glänzt hauptsächlich ein Fersehspecial aus dem englischen Fernsehen, bei den ein Studio-Konzert mit Interview-Passgen ergänzt die gewollt sterile Atmosphäre des Albums visuell hervorragend umsetzt. Insofern ist ‚Head Music’ zwar nicht der vollkommene Bringer, aber auf jeden Fall wert etwas genauer inspiziert zu werden, denn ein dickes, für Fans aufregendes Paket ist auch die Deluxe Edition zu Head Music geworden. Wertung: Original Album: 3,5 Audio Bonus: 4 DVD Bonus: 4,5 Gesamt: 4