Sollte Brett Anderson jemals diese Kritik (warum auch immer!?) zu lesen bekommen, er wird mich steinigen, denn für mich ist ‚A New Morning’ ein echtes Britpop-Album nach dem Britpop geworden, also genau das, was Suede nie erschaffen wollten. Und es ist ein erstaunlich gutes Britpop-Album geworden. Viel Arbeit und viel Nerven steckte die Band in das Werk, viel wurde verworfen, neue Richtungen zerschlugen sich. Das ganze klingt manchmal nach ‚Cast’, manchmal nach Blur wie ‚Lost In TV’ (dafür bin ich bei Anderson nun völlig unten durch…). Insgesamt schlägt die Band ruhigere Saiten an und findet sich in einem wunderschönen akustischen Pop-Kosmos wieder. Da kann man Andersons generellen Zweifel an der Notwendigkeit des Albums eigentlich gar nicht verstehen, besser schon seine doch sehr neue Tracklist, hätte er das Album nochmals zusammenstellen können. In der Tat sind einige Songs bei der Veröffentlichung sträflich vernachlässigt worden. Ganz vorne dabei ist ‚Simon’, das als Opener des Films ‚Far From China’ wenigstens ein Video abbekommen hat, sonst jedoch als B-Seite nur einem kleinen Publikum vorgestellt wurde. Gleiches gilt für das beatleesque ‚Instant Sunshine’ und das auf dem Originalalbum als Hidden Track etwas deplazierte ‚Oceans’. Generell steht die Melancholie auf dem vorerst letzten Album der Band im Vordergrund und so gibt es eine Menge einfach nur schöne Melodien, die sich vielleicht noch stärker in den bodenständigen Demos auf CD1 manifestieren. Ganze siebzehn B-Seiten und drei Demos haben es auf CD2 geschafft, und hier findet man dann die Goldstückchen wie ‚Simon’, ‚Cheap’, das im NIN-Light-Beat leicht stampfende ‚Superstar’ oder auch ‚Golden Gun’ mit Kent-Parallelen. Letzteren ist zweimal enthalten und das ‚Z One Demo’ klingt noch ungeschliffener und kerniger. Die DVD enthält zwei Unplugged Konzerte, passend zum Charakter des Albums. Zum einen ein Studio-Konzert in Singapur, bei dem alle Fans ganz brav auf dem Boden sitzen, zum anderen eine Instore-Show aus dem FNAC in Madrid, das in dieser Beziehung schon etwas lebhafter wirkt. Zum Standard, also Interview und Promo-Videos, gibt es zusätzlich noch den Vorspann von ‚Out Of China’ und damit noch einmal den Darling der Schaffensphase: ‚Simon’. Mit ‚A New Morning’ schließt sich zunächst das Buch für Suede, wobei man ja nie nie sagen soll. Zumindest gibt es ja dieses Jahr schon so einige Re-Union-Konzerte. Insofern ist alles möglich. Bis dahin haben die Fans aber natürlich genug zu tun, die 177 Songs, 112 Video/Live Tracks und 5 Interviews auf den Deluxe Editions noch genauer kennen zu lernen, denn das veröffentlichte Material ist enorm! Wertung: Original Album: 5,0 Audio Bonus: 5,5 DVD Bonus: 5 Gesamt: 5