Sturm Café wurden 2001 von den Schweden Gustav und Jonatan gegründet. Und doch liegt mit "Fernes Land" nun erst ihr drittes Album vor. Untätig waren die beiden, die sich der elektronischen Musik mit deutschen Texten verschrieben haben, jedoch nicht. Sie füllten die Jahre mit der Veröffentlichung diverser Demo-Aufnahmen, Singles, EP`s und Compilations.

Im "Intro" stellen die beiden sich artig vor. Und sogleich wird die Gangart des Albums vorgefertigt, es verspricht oldschool-elektronisch zu werden. Schauen wir mal ob das Versprechen "Qualität aus Schweden" eingehalten werden kann. "Männer gegen Männer" kommt dann mit ein wenig Eisenbahnromantik daher. Der Sound ist einfach, klar und gut arrangiert. Zum ersten Mal höre ich den deutschen Gesang von Jonatan. Der holt mich echt aus der Ecke, ich muss ein wenig schmunzeln, denn selbstverständlich klingt es etwas holprig. Unwillkürlich muss ich dran denken, dass es wohl für Engländer genauso klingen muss, wenn wir Deutschen englisch singen. Bei "Solange es geht" wird Sturm Café politisch und besingt die "Demokratur". Ich weiß nicht, ob es so beabsichtigt war, aber die Wortschöpfung gefällt mir. Als nächstes steht der Titeltrack an. In "Fernes Land" begegnen mir erneut die Sprachsamples aus dem Intro. Hier werden sie jedoch wesentlich inflationärer und mehrsprachiger eingesetzt. Das heißt jetzt nicht, dass es schlecht rüberkommt. Nein, im Gegenteil. Die Scheibe gefällt mir bisher wirklich gut. Hier ist kein großer Bombast, hier gibt es guten, ehrlichen Oldschool-EBM. "Funkbereit" befasst sich dann mit dem guten alten Nachtleben, das wir alle so sehr vermissen. Es wird wirklich langsam mal wieder Zeit tanzen zu gehen. Und zu diesem Titel würde das sogar richtig gut funktionieren. Wesentlich rauer und direkter geht es bei "Schauspiel" zur Sache. Da gibt es schon einmal die Androhung von Gewalt, wenn man etwas direkter angeschaut wird. Da wird Testosteron in jede Ecke gekippt. Allzu ernst nehmen sollte man das sicher nicht. Zumal die Aussprache eben auch mal wieder für das ein oder andere Augenzwinkern sorgt. Im "Discolied" hat man folgendes Sample platziert: "Die Auswahl ist nicht groß, aber das, was auf den Tisch kommt, schmeckt großartig!". Das ist wohl die gelungenste Selbsteinschätzung, die eine Band meines Wissens bis dato veröffentlicht hat. Denn dieser Sample trifft auf das Album zu, wie kaum etwas anderes. Mehr ist dem auch nicht hinzuzufügen. "Spielzeit" ist dann genau das, was der Titel verspricht, eine Aufforderung mit Jonatan zu spielen, wie auch immer er das meinen mag. "Die Schreckensinsel" gibt uns dann noch etwas Gesellschaftskritik mit auf den Weg, wenn die lebenden Toten versuchen die Macht an sich zu reißen.

Hinter mir liegen knapp 40 ausgesprochen kurzweilige Minuten. Hier erwartet mich als Hörer kein neuartiges Zauberwerk. Ich bekomme EBM in einer sehr ansprechenden Form. Einfach, ehrlich und in keinem Moment langweilig. Es macht Spaß den Texten zu lauschen und sich auch manchmal zu fragen: "Was zum Teufel meinen die Jungs bloß damit?" Es ist nicht schwer es zu erraten, dass ich den Konsum von "Fernes Land" uneingeschränkt empfehle. Den Jungs nimmt man einfach ab, dass sie mit vollstem Herzblut hinter ihrem Projekt stehen. Und man hört den Enthusiasmus förmlich heraus. Beziehen kann man die VÖ über die Bandcamp-Site von Sturm Café. Wer sich beeilt, der bekommt noch die auf 300 Stück limitierte weiße Vinyl, die ziemlich schmuck aussieht. ich hoffe inständig, dass "Fernes Land" den beiden Schweden die Aufmerksamkeit beschert, die sie für diese tolle Arbeit verdienen.

Anspieltipps: Solange es geht, Fernes Land, Schauspiel, Die Schreckensinsel