In Holland nix Neues. Warum gerade im Land der fröhlichen Menschen sich pro Hanfpflanze eine Female Fronted Metalband gründet, ist mir bis heute unklar. Nun kommt mit Stream Of Passion ein weiterer Versuch, sich vom Kuchen der großartigen Within Temptation ein Stückchen abzubeißen. Aber um die Geschichte von Stream Of Passion zu erzählen, müssen wir einige Jahre zurückgehen: Arjen Lucassen, bekannt u.a. von Ayreon und einer der größten Musikgenies der Gegenwart, ist anscheinend totaler Workaholic und scheint 2005 noch einige freie Minuten gehabt zu haben. Also gründet er mal eben mit der mexikanischen Sängerin Marcela Bovio die Band Stream Of Passion. Schnell wird mit „Embrace The Storm“ ein Debütalbum eingespielt. Dennoch war Lucassen schon hier klar, dass er nicht dauerhaft Teil der Band sein wird. Also verlässt der Vater das Schiff und überlässt der Crew das Steuer. Jedoch zieht es den Großteil der restlichen Band auch von Bord, sodass nur noch Sängerin Marcela und Basser Johan van Stratum vom Debütalbum übrig bleiben. Nun vier Jahr später wird auf Angriff geblasen. Das Line Up ist komplett, der Gothic Metal-Thron ist das Ziel. Der Berg ist hoch, doch warum sich die Niederländer 13 Songs und eine Gesamtspieldauer von 55 Minuten zumuten, bleibt rätselhaft. Qualität statt Quantität sollte das Mott sein. Der Beginn scheint vielversprechend. Der Opener „The Art Of Loss“ und auch das folgende „In The End“ hören sich gut an, doch dann war es auch schon. Sucht man gerade bei „In The End“ den Erfolg in leicht poppigen Gefilden (ich schau grad in Richtung Evanescence), driftet man schon beim dritten Song „Now Or Never“ zu sehr in die Within Temptation-Schiene ab. Später schliddert man dann endgültig in die Gewässer des überfrachteten Bombast-Metal. Das kennen wir schon und haben es auch schon tausendmal gehört. Bands wie Epica, After Forever oder die Österreicher von Edenbridge haben den gleichen Sound auch schon kopiert – was hat es gebracht? Daher macht sich auch auf „The Flame Within“ schnell, sehr schnell Langeweile breit. Ab und zu mag eine nette Keyboard-Passage („Now Or Never“) oder mal ein Gitarrensolo („When You Hurt Me The Most“) erfreuen, aber ansonsten regiert König Selbstwiederholung. Nicht, dass Stream Of Passion ihre Sache schlecht machen, aber es haben schon tausend andere gemacht. Nicht unbedingt besser, aber sie haben es halt schon gemacht. Wenn man noch nie solch Musik gehört hat, kann dieses Album wohl überzeugen und zu Begeisterungsstürmen führen. Aber wenn man den Rest kennt, dann hält sich der Jubel in Grenzen. Wie eine große deutsche Musikzeitschrift dieses Werk zum Album des Monats küren konnte, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.