David Jornet ist mit Paris nicht nur in eine andere (Groß)Stadt gezogen, sondern mit Frankreich auch gleich in ein anderes Land. Doch die Verbindung in die spanische Heimat bleibt bestehen. So hat etwa Moisés Martí das neue Strange2-Album "Ciclos" im Dark Dreams Factory Studio in Barcelona produziert. Die Veränderungen in David Jornets Leben scheinen aber nicht nur durch den Ortswechsel bedingt zu sein. Da steckt noch viel mehr dahinter, beispielsweise sein Gesangspart in der spanischen Indie-Kapelle Anorak. Sehr wahrscheinlich gibt es noch mehr Gründe, die uns David Jornet aber nicht nennen mag und die dafür verantwortlich sind, dass sich der Sound von Strange2 so grundlegend geändert hat. Jornet hat mit "Ciclos" einen wahres Kunstwerk geschaffen. Die frühere IDM-Ausrichtung ist dem Album zwar noch so ungefähr anzumerken, aber im Wesentlichen ist es ein elektronisches Album mit vielerlei Einflüssen und Ideen geworden. So tauchen kurze, orchestrale Passagen auf, genauso wie knarzige Gitarrenriffs. Es klickt, tuckert und knackt im Hintergrund, es gibt wunderschöne Klaviermelodien zu hören, genauso wie großartige Synthieklänge, die an die Altmeister des Fachs erinnern. Manchmal fügt sich auch ein deftiger Beat mit in den Reigen ein, aber das ist die seltene Ausnahme, denn "Ciclos" ist Kopfmusik. Nicht umsonst wird in "Arte y Espectador" die Beziehung zwischen Kunst und Betrachter analysiert, bei der die gesprochenen Worte vom Künstler Marcel Duchamp stammen. Trotz der vielen eingesetzten Elemente wie seichten Breakbeats, Piano und einigen Samples ist "Ciclos" ganz nach seinem Titel ein in sich geschlossenen Album geworden. Alles fließt ineinander. Durch die zahlreichen Facetten ist es in seiner Gesamtheit schwer zu erfassen, aber dafür um so spannender. Mal ist es idyllisch, mal aufreibend, mal klingt es nach Soundrack, mal nach IDM. Strange2 hebt sich mit seinem neuen Album nicht nur von seinen bisherigen Arbeiten ab, sondern sticht mit "Ciclos" deutlich aus der Masse heraus. Bleibt zu hoffen, dass David Jornets Album die Beachtung findet, die es verdient. Für Liebhaber elektronischer Musik heißt es: Unbedingt anhören!