sToas treibende Kraft, Olaf Parusel, scheint mit seinen Kompositionen für TV-Produktionen und seinen anderen Arbeiten derart beschäftigt zu sein, dass für sein Projekt sToa kaum Zeit bleibt. Oder er ist ein Perfektionist, der endlos an seinen Songs feilt. Wahrscheinlich ist eine Mischung aus beidem schuld daran, dass wir schon wieder sieben Jahre auf ein sToa-Album warten mussten, nachdem das Projekt bereits den Vorläufer "Zal" ebenfalls erst nach einer ähnlichen Zeitspanne veröffentlichte. Aber nun ist es endlich da, das neue Album "Silmand", benannt nach dem Monat September, dem Seelen-Monat, in einem alten deutschen Dialekt. Zu sagen, das Warten hat sich gelohnt, wäre nach einer so langen Zeit zu hoch gegriffen, aber "Silmand" ist ein wunderschönes Album mit einigen Überraschungen und hochkarätigen Gastsängern geworden. War "Zal" zart und zerbrechlich, ist "Silmand" orchestral und kraftvoll. Die Stimmungsvielfalt reicht von tieftraurig bis heiter, die Musik von klassisch bis poppig. Poppig? Ja, richtig gelesen. Diesen ungewohnten Einschlag kann man gleich in zwei Songs bestaunen, die beide von zwei Gastsängern vorgetragen werden. Die australische Multiinstrumentalistin Louisa John-Krol macht in "Broken Glass" den Anfang und Pieter Nooten, ehemaliges Mitglied von Clan Of Xymox, beschließt in "A Drinking Song" den Ausflug in Popgefilde. Keine schlechten Songs, doch fügen sie sich schwer in das Gesamtbild des ansonsten sehr klassisch ausgerichteten Albums. Und das bietet von betrübtem Zusammenspiel von Klavier (Olaf Parusel) und Cello (Christiane Fischer) bis hin zur bombastischen, von Paukenschlägen begleiteten Orchesterversion alles. Olaf Parusels Soundtrack-Erfahrung hört man "Silmand" deutlich an, vor allem bei den Instrumentalstücken, allen voran "Daar". Ein schönes Gegengewicht dazu bilden die pompöseren Songs, die mit ihrem Orchestersound Dramatik provozieren und durch den Gesang beschwichtigen. Mandy Bernhardt wird mit ihrer bisweilen recht hohen Stimme sehr gut in Szene gesetzt und ihr Gesang ist regelrecht in die Songs eingepasst. Das zutiefst traurige "My Last Way" wird von Ralf Jehnert von Love Is Colder Than Death vorgetragen und seine tiefe Stimme verdunkelt diesen ohnehin schon düsteren Song zum Grabesgesang. Nicht zu vergessen die bereits erwähnte Louisa John-Krol, die im orientalisch anmutenden "Palladium [Night]" noch einmal glänzt. Es fällt auf, dass vor allem die poppigen Songs für die heiteren Momente sorgen, während die klassisch orientierten sich in Melancholie ergehen. Der Drang, Neues auszuprobieren, ist jedenfalls auch an sToa nicht vorbei gegangen. Dieser Drang und die wechselnden Stimmen geben "Silmand" einen gewissen Facettenreichtum. Es sind aber vor allem die leisen und auch volltönenden Neoklassik-Songs, die sToa ausmachen und die uns auch gern noch einmal weitere sieben Jahre auf ein neues Album warten lassen.