Als Gründungsmitglied von Siouxsie And The Banshees ist Steven Severin sicher vielen bekannt. Das dürfte für seine Filmmusik-Arbeiten weniger zutreffen, dabei fing Steven Severin damit bereits 1989 mit Stücken für den "Visions Of Ecstasy"-Soundtrack an. Seit Beginn des neuen Jahrtausends, konkreter, seit der erneuten und endgültigen Trennung der Banshees, konzentrierte sich der ehemalige Bassist auf Soundtrack-Kompositionen, wobei er 2008 begann, Stummfilme mit Musik zu begleiten. Und damit wären wir schon beim aktuellen Album, denn "Blood Of A Poet" ist die Musik zum gleichnamigen Film ("Le Sang d’un Poete") von Jean Cocteau aus dem Jahr 1930. Man mag zu Stummfilmen stehen wie man mag, "Le Sang d’un Poete" ist ein Klassiker, der mit optischen Täuschungen selbst heute noch extrem surreal wirkt. Severin sorgt in seiner Musik dafür, dass dieser surreale Ausdruck auch auditiv erhalten bleibt. Zwei Themen ziehen sich durch die acht Songs und tauchen immer wieder auf, was für einen Soundtrack typisch ist. Doch neben Synthiemeldoein und sporadischen Streicher-, Orgel- oder Klaviereinsätzen sorgen dezente Geräusche, Rumpeln oder Rauschen für seltsame Empfindungen. Durch seinen Ambient-Charakter ist der Soundtrack sehr ruhig, dafür aber umso atmosphärischer. Dramatik und Romantik, Angst und Freude liegen nah beieinander, alles unter dem Deckmantel des Phantastischen. Das Gute daran ist, dass "Blood Of A Poet" auch ohne Film funktioniert, wobei man aber eingestehen muss, dass die Musik nur in Verbindung mit dem Film ihr volles Potential offenbart bzw. offenbaren kann. Trotzdem lohnt sich unbedingt ein Blick für alle, die es gern etwas stiller mögen. Nicht umsonst wurde der Soundtrack von Cold Spring auf CD veröffentlicht, nachdem Severin damit bereits durch Kanada, die USA und Großbritannien getourt ist.