Der als Pianist ausgebildete Schweizer Alessandro Zampieri liefert mit „Scintilla“ sein fünftes Album ab. Wie üblich hat er dabei alle Instrumente selbst gespielt. Einen Titel fährt der Mann aus Lugano dabei wahrscheinlich locker ein, den für das IDM–Album mit den längsten Songtiteln. Das klingt jetzt erstmal albern, hilft aber natürlich schon, den Hintergrund der instrumentalen Stücke nachzuvollziehen. Wobei sich die Frage stellt, ob der Hörer nicht eher seine eigenen Bilder erschaffen möchte. „Scintilla“ liefert den erwarteten Sound zwischen Ambient, Elektronika und IDM, gespickt mit vielen Ideen. Wobei die musikalische Zuordnung hier wahrscheinlich von jedem Hörer anders gesehen wird. Schon im Opener pendelt Stendeck zwischen orchestralen Elementen und Sounds die nach den Weiten des Weltraums klingen. Im Albumverlauf wechseln sich sehr ruhige Phasen („Tight Around…“) mit zum Teil geradezu hektisch Momenten („That Foolish Fascination…“) ab. Die Stücke sind voll gepackt mit Soundideen, von Spieluhrsounds über Glockespiele bis zu Gitarreneinsätzen. Und trotzdem hat „Scintilla“ einige (konzeptbedingte?) Längen. Da die Songs ineinander übergehen, oder besser einige kurze Tracks Brücken zwischen je zwei Stücken bauen, habe ich dieses Album als Ganzen wahrgenommen. Es fällt mir schwer, einzelne Stücke hervorzuheben. Neu ist eine gewisse Härte oder besser Eindringlichkeit, die sich neben der melancholischen Grundstimmung eingeschlichen hat. „Crimson Cloud Cascade“ ist in Teilen sogar richtig tanzbar und auch sonst einer der besten Songs. Letztendlich fehlt „Scitilla“ allerdings der letzte Kick (das letzte "Fünkchen" quasi) um mich völlig mitzureißen und über die gut siebzig Minuten am Stück zu fesseln. Das ändert aber nichts daran, dass der neue Silberling von Alessandro wieder eine Bereicherung ist und seine Anhänger erfreuen dürfte.