Manchmal begleiten die Veröffentlichungen Beipackzettel mit wirklich überraschenden Informationen. Mir jedenfalls war die Band Stayte völlig neu. Zwar war zu lesen, dass Sänger Joshua Bradford und Clayton Worbeck aktuell bei den Revolting Cocks mit an Bord sind, aber dass sie Ihr Debüt schon 1999 auf den Markt gebracht haben, hatte ich nicht erwartet. Es folgten erfolgreiche Touren, Josh wurde 2006 nicht nur fester Sänger bei Revco, sondern steuerte auch Vocals für Ministry bei, während Clayton erfolgreich als Remixer (u.a. Filter, Prong) agierte. Das zum Thema Einleitung, mit dem schönen Nebeneffekt, dass mit den aufgeführten Bands das musikalische Feld, welches die Kanadier beackern, schon mal abgesteckt ist. „The Two Sisters“ wurde schon 2007 aufgenommen und startet mit einem sehr (sehr) kurzen „Hypoxia“, bevor sich der gemeine Industrial-Rock Fan mit dem Start von „To Die Alone“ direkt im Himmel wähnt. Und nach diesem ersten fetten Gitarrenriff ist klar, die Zusammenarbeit mit Ministry hat ihre Spuren hinterlassen. Doch nach nicht einmal 30 Sekunden nehmen Stayte just in dem Moment das Tempo raus, in dem ich das finale Inferno erwartet habe. Wie unbefriedigend! Und es zeigt sehr bald, dass das „so deren Masche“ ist. Immer wieder gefallen mir nur Teile der Songs. Der Refrain von „Shangri-La“ ist wirklich schön, der Rest nur Durchschnitt, was u.a. am Gesang liegt. Bei „iEnemy“ ist es dann eher umgekehrt. Schön dreckiger Song, mit wenig überzeugendem Refrain. „Coming Apart“ ist noch ganz eingängig und das sehr elektronische „Queen Of The Old Ways“ fällt aus dem Rahmen, bevor das sehnsüchtige „Lady Of The Lake“ mit Gitarren, die man von Cure kennt, einen recht positiven Abschluss verheißt, am Ende aber belanglos endet. Zugegeben, ich bin ein wenig ratlos. Alle Zutaten für explosiven Industrial-Rock sind am Start. Die entsprechenden Vocals und Gitarren, eine solide Dosis Electro, kritische Texte und ein gutes Netzwerk. Leider wir daraus nicht zwangsweise eine Bombe. Die Herren Bradford und Worbeck haben ohne Frage Potential, aber unterm Strich kann ich keinen Song ohne Einschränkung empfehlen. Abwechslung ist ja lobenswert, aber hier geht sie zu Lasten der Stimmigkeit. Schade, aber dafür ist die Konkurrenz einfach zu groß.