Kunst und Experiment, gerade um musikalischen Bereich, klingt immer langweilig, so die wahrscheinlich vorherrschende Meinung – dass dem nicht so ist, beweist Stavros Gasparatos mit Expanded Piano, seinem zweiten Album auf Ad Noiseam mehr als eindrucksvoll. Das Außergewöhnliche an diesem Album ist die Tatsache, dass es live aufgenommen wurde und alles von wirklich nur einem einzigen Musiker, Stavros Gasparatos, stammt, dessen Piano von 24 Mikrofonen umrundet wurde, die wiederum an 24 Lautsprechern angeschlossen waren. Dieser 24-Kanal-Ton wurde für dieses Album auf einen Stereomix runtergerechnet, allerdings steht eine Surround-Sound-Version zum Download bereit. Stavros Gasparatos beschränkt sich nicht auf das reine Klavierspielen, sondern benutzt das ganze Piano als Instrument. Neben der klassischen Bespielung per weißen und schwarzen Tasten, wird beispielsweise der hölzerne Körper als Schlaginstrument benutzt, die Saiten per Hand und nicht per Taste zum Schwingen gebracht und die so entstanden Sounds werden digital bearbeitet und weiterverwendet – alles live, wohlgemerkt. Neben des bekannten Piano-Sounds bekommt der Hörer also spontan erzeugte, meist perkussive Klänge, die live be- und eingearbeitet werden, in eine Klangwelt, die gerne auch mal Platz zum Genießen und Interpretieren lässt. Jeder Ton scheint bedacht gewählt zu sein, bewusst und keinesfalls zufällig, obgleich wahrscheinlich Vieles aus Improvisation entsteht und benutzt wird. Geplant, improvisiert, bewusst oder emotional spontan, egal welcher Hintergrund, alles fügt sich letztendlich zu einem großen Ganzen zusammen. Expanded Piano zeigt eindrucksvoll auf, dass Experimente und Kunst nicht zwangsläufig staubtrocken und zu abgedreht daherkommen müssen, sondern auch scheinbar leicht von der Hand gehen und folglich auch genüsslich konsumiert werden können. Wer einen außergewöhnlichen Soundtrack für seine heimische Anlage sucht und keine Scheuklappen trägt, dem sei Expanded Piano wärmstens empfohlen.