Anders als den State of the Union des US Präsidenten hört man von der amerikanischen Futurepop/Elektro/EBM Formation ebenjenen Namens nicht so regelmäßig. Immerhin 6 Jahre liegt das letzte Album ‚Evol Love Industry‘ zurück, dazwischen gab es nur eine 2010 veröffentlichte Single ‚Dancer in the dark‘ mit drölfhundert Remixen. Da ist natürlich die Hoffnung berechtigt, dass die Band sich die Kritik am letzten Streich zu Herzen nahm und ihren Songs mehr Fülle, Kreativität und Leben schenkten.

Also Lauscher auf und ich hör’mal ‚My time away‘. Gleich zu Beginn zeigt das ruhige „Elevate“ deutlich, das die Stärke des Albums und damit der Band die wundervolle, klare und kreative Programmierung ist. Es macht richtig Spaß, die einzelnen Klangelemente aller Lieder melodie- und gesangsunabhängig zu hören und das Zusammenspiel zu genießen. Da verschmelzen harte Beats in weichen Streichern, der Rhythmus ist weit vom ‚Bumm-Tschak‘ entfernt und oft fügen sich vermeintlich nicht zusammengehörende Elemente schlüssig zusammen.

Stilistisch bewegt man sich in Gefilden, die Solitary Experiments gerade wundervoll beschritten haben und der Vergleich mit VNV Nation liegt auf der Hand. State oft he Union haben es in meinen Augen aber leider verpasst, ihren toll programmierten Songs eine Seele zu schenken. Auf ‚My time away‘ finde ich zwar drei gute Songs, aber gut ist nicht sehr gut und einer dieser Tracks ist bereits 4 Jahre alt (‚Dancing in the dark‘). Bereits diese sind inhaltlich und textlich nicht umwerfend, das restliche Albummaterial besteht aber leider aus weniger guten Standartmelodien, Vorhersehbarkeiten, nicht notwendigen Covern (‚Blue lights‘) und einem eher ärgerlichen Ausklang: Zunächst ein achtminütiger Remix von „Dancing in the dark“ und damit die sage und schreibe 27ste Version des Liedes (!) und „French underground assault“, einem instrumentalen Industrial/Techno/Blubber-Quark, der auf das Album passt wie Putin auf eine Friedensdemo (Am schlimmsten daran: gerade bei diesem Instrumentalstück vergessen State oft he Union scheinbar das gute Programmieren und langweilen aufs Unerträglichste).

Als Anspieltipp gebe ich aber mal „Five minutes to midnight“ mit – der einzige Song, den ich mir wohl auch auf Dauer anhören will. Es ist so schade, aber State of the Union brauchen dringend einen starken Songwriter, der ihnen die Ideen liefert, die sie dann gekonnt vertonen. Handwerklich ein schönes Stück elektronischer Kunst ist der künstlerische Wert des Albums nahe einer Büchse Leberwurst. Das braucht man nicht wirklich…