Ein kleiner Junge zeigt seine ganze Kraft und denoch prangt auf dem Einband der Titel "Open Wound". 2 Cds wunderschön verpackt im DinA5 Vormat – ich wollte es herausfinden. Doch welchen offenen Wunden stellen sich die drei Herren der Spiritual Front? Vielleicht dem "Soulgambler", ein bereits 2001 vertonter Song, der nun neu aufgelegt das Album einleitet und gleich den Sound von Simone Salvatori und seinen derzeit 3 Mitstreitern 2013 vorgibt. Und dieser schließt auf der ersten Cd konsequent an den Sound des Vorgängers "Armageddon Gigolo" an, doch Gott sei Dank verfeinert und mit etwas mehr Tiefe. Doch weiterhin lässt sich eigentlich keine Brücke mehr zu dem oft der Band zugeschriebenen Genre NeoFolk schlagen. Folk, ja. Dark und nihilistic, wie man sich selbst bezeichnet auch. Doch irgendwie gleichzeitig befreit, lieb und beschwingt. Textlich hingegen bleibt man sich dem selbst aufgebauten Machismo Image treu und kreist häufig um sexuelle Themen. Salvatoris Stimme knarzt zum Teil wie auf dem Debutalbum, den Refrains hingegen gönnt er einen wie bereits auf dem Vorgänger gezeigten schönen und hingebungsvollen Gesang. Begleitet wird er durch Akkordeon, Streicher, Piano, Trompeten und Trommeln. Die Gitarre ist allgegenwärtig und das Album könnte fast schon belanglos wirken, doch schaffen es Spiritual Front auf der ersten Cd von "Open Wounds", eine Fülle wundervoller Momente zu versammeln. Anspieltips finden sich hier viele, zum Beispiel das schwermütige "The devourment of the will", das fast schon episch geladene "Delation" oder die verträumt melancholische "Autopsy of a love". Ganz erfüllt von den Eindrücken des ersten Silberlings verwundert Cd2 zunächst. Denn hier werden Interpretationen der aktuellen und vergangenen Lieder in doch zum Teil recht überraschender Weise geboten. "Autopsy of a denied love" setzt das liebgewonnene Thema ruhig und intrumental um. "The ingludent waltz" erinnert an eine Lounge Version eines Track von Matt Howden. Es finden sich rituelle Trommeln ("The bent invocation"), Sitar und Trompeten Duette ("Nectar like lips") oder fast schon Traumreisen ("The forth summer"). Ganz sicher ist dieser Teil von "Open Wounds" weitaus unzugänglicher, doch er bietet seine Momente und versetzt den Hörer in eine verträumt schwelgende Stimmung. Der Kauf hat sich für mich gelohnt, das Doppelalbum bietet wundervolle Musik für gemeinsame Stunden und introvertierte Klangwelten, die man sich am besten alleine erschließt. Wer "Armageddon Gigolo" mochte sollte schon längst bestellt haben. Doch das Album verdient eine noch wesentlich größere Hörerschaft!