Alle Jahre wieder... beglücken uns diverse Bands mit diversen Weihnachts-CD's. Und alle Jahre wieder fragt sich der geneigte Konsument, ob dies nun der eigenen Freude oder der Kasse der Erzeuger dienen soll. Dieses Jahr also Spectra Paris, die Mädchentruppe um die rassige Kirlian-Camera-Frontfrau Elena Fossi, welche sich für das Booklet von „Christmas Ghouls“ gleich mal dekorativ zwischen weihnachtlichem Tand ablichten ließ. Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, stehe ich solchen Veröffentlichungen mehr als skeptisch gegenüber. Zu oft ertrinken derartige Werke im Überkitsch oder versuchen krampfhaft, das höchste Fest der Christenheit ins Lächerliche zu ziehen. Deshalb legte ich diese CD mit sehr gemischten Gefühlen in den Player. Doch bereits die eröffnende, englische Version des Klassikers schlechthin „Stille Nacht“ ließ meine Zweifel verstummen. Kein Kitsch, kein klebrig-orchestraler Bombast, sondern einfach nur eine gefühlvolle, beinahe spartanisch begleitete Interpretation. Schön! Ebenso wie die abschließende deutschsprachige Reprise, welche das Weihnachtsthema nochmals aufgreift. Ansonsten findet sich zwar viel Besinnliches auf dem Silberling, aber kein weiterer Song, der ausschließlich für die Adventszeit vorgesehen ist. So geht beispielsweise „Joaquin Murietta“, eine Adaption von Bob Frank & John Murry, gewidmet dem legendären mexikanischen Outlaw, in die Folk/Country-Richtung und beweist nebenbei, daß Elena's Stimme durchaus auch damit kompatibel ist. Lieder wie das instrumentale „Snoqualmie Is Sleeping“, das mit dezenter Elektronik untermalte „King Snow's Garden“ oder das geflüsterte, sphärische „Spectrelfen“ hingegen laden zu einem geistigen Ausflug in tief verschneite Landschaften ein und selbst ein Titel wie „Time Behind The Clock“, der dann doch mal etwas opulenter mit akustischen, spanisch anmutenden Gitarrensoli arrangiert ist, fügt sich nahtlos in die mystische Stimmung ein. Einziger Wermutstropfen ist das zweimal vertretene „Movie Ghouls“. Zum einen, weil die englische Variante bereits auf dem Vorgänger „License To Kill“ zu hören war, zum anderen wollen beide Versionen mit ihrer eher poppigen Attitüde nicht so ganz zum Rest passen. Trotzdem bin ich von „Christmas Ghouls“ wirklich positiv überrascht. Elena Fossi, obwohl gesanglich meist deutlicher in den Vordergrund gerückt als dies bei „License To Kill“ der Fall war, zeigt sich hier von einer ungewohnt emotionalen Seite, nimmt sich zurück, wo nötig und präsentiert somit keine gefürchteten Friede-Freude-Hosianna-Gesänge, sondern eine Sammlung wunderbar melancholischer Stücke, die sich auch nach Verlöschen der Christbäume längst nicht abgenutzt haben werden. Wer also noch ein Last-Minute-Weihnachtsgeschenk sucht, wird mit der Scheibe sicherlich richtig liegen, zumal diese auch als repräsentative, limitierte Picture-Vinyl erhältlich ist.