Das Jahr 2019 war vor allem in der zweiten Hälfte voller neuer Alben, die mich erreichten und über die ich schreiben durfte. Und es sind noch einige auf meinem Tisch, an die ich mich nicht herangewagt habe, einfach, weil sie noch eine Weile in meinem Unterbewusstsein arbeiten mussten. Nun wird aufgeräumt, 2020 ist schon ziemlich alt und es wird einfach Zeit.

Das vierte Album von Spark! ist da und ich wage mich doch noch einmal an das gut gelaunte SchwedenEBM Duo. Mit ihrem Debüt brannte sich der Name Spark! in mein musikalisches Herz, gut gelaunter und mächtig ins Bein fahrender EBM mit Refrains, die eher an Schweden Pop erinnerten – bis heute grinse ich über beide Backen, wenn ich 'Hela din värld' höre. Album Nummer 2 enttäuschte mich recht stark, war es durch den Ausstieg des damaligen Sängers Stefan Brorsson eher eine unzusammenhängende Sammlung von EBM Stücken, bei der Mattias Ziessow verschiedene Sängern ans Mikro lies. Mit einem, Christer Hermodsson von S.P.O.C.K. / Biomekkanik, klappte die Zusammenarbeit aber gut und Hermodsson stieg als fester Sänger bei Spark! mit ein. Es erschien 2016 dann 'Maskiner' und joar, war okay. Aber das Debüt... die Hoffnung... Willkommen im 'Chaos'.

Ich kann für mich schon einmal klar festhalten: 2019 erreichen mich die beiden deutlich besser als auf den beiden Vorgängern. Die Vorabsingle "Cause and effect" ist nicht nur der einzige Song in englischer Sprache, sondern auch eine flotte Nummer, die keine Musikgeschichte schreiben wird, auf der Tanzfläche und der (im Text angesprochenen) Autobahn aber alles andere als vergrault. Spark! stehen weiterhin und in meinen Ohren wieder deutlicher nicht nur für old-schooligen EBM in den Strophen sondern wieder für mehr Freude an poppig-gelösten Refrains. Die unbedarfte Verspieltheit des Debüt ist zwar auch auf diesem Album einer professionellen Produktion und etwas szeneverträglicherer Härte gewichen, aber spürbar in jedem Song verwoben. Der Einstieg mit den beiden Nummern "Släpp in mig" und "Jag vet vad du vill" hat mich bereits überzeugt – mein Fuß wippt, meine Mundwinkel gehen nach oben und ich schnappe mir die Kopfhörer um bewusster mitzuhören. Das Titelstück ist nicht ganz so mitreißend, der deutsche Text und der Gesang, der deutlich davon zeugt, dass kein Muttersprachler singt, erinnert mich an Sturm Cafe. Passt. "Två mot en" und "DNA" rahmen die angesprochene Single durchaus nett aber erst das pulsierende "Snabbare och högre" knallt wieder fein aus den Boxen. Ja, so mag ich mein Spark!. "Stålgrå himmel" erinnert dann auch musikalisch an Sturm Cafe auf der 'Europa' (was nichts Schlechtes heißen muss), schön ist hier der zusätzliche e-Gitarren Einsatz, und auch der Abschluss "Klara färdiga gå" erweist sich als lohnende Nummer, wenn auch die Qualität des starken Albumeinstiegs nicht mehr erreicht wird.

Ja, "Chaos" hat mir Freude gebracht. Das Duo agiert zwar zu angepasst an die EBM Konventionen und der Sound ist zu sauber produziert, um noch einmal einen solchen Aha-Effekt wie beim Debüt auslösen zu können, doch trotz dieser Anpassungen sind viele Spark! Songs Perlen im EBM Einerlei und auf vorliegendem Werk finden sich wieder deutlich mehr solcher Perlen und keinerlei wirkliche Ausfälle. Wer Spark! noch nicht kennt, der sollte dennoch erst das Debüt sichten, an zweiter Stelle ist 'Chaos' in meinen Ohren aber sicherlich plaziert. Ansonsten gilt: Reinhören sollte man vor dem Kauf, reinhören sollte man aber auch – es lohnt.

 

Spark!

Chaos

 

13.12.2019

progess productions

 

https://sparksweden.bandcamp.com/album/chaos

 

01. Slaepp in mig
02. Jag vet vad du vill
03. Chaos
04. Tva mot en
05. Cause and effect
06. DNA
07. Snabbare och hoegre
08. Stalgra himmel
09. Klara färdiga gå