Genehmigen wir uns einen Absinth. Wir lassen langsam Wasser über den Zucker ins Glas träufeln und warten auf die grüne Fee. Obwohl das Verbot dieses alkoholischen Getränks schon längst wieder aufgehoben wurde, beschleicht einen beim Anblick und der reinen Erwähnung des Absinths ein Gefühl von dunklen Gassen, Männern mit Zylindern und vergilbten Fotos. Arnaud Coëffic aka Sonic Area entführt uns mit "Music For Ghosts" in eben jene Zeit Ende des 19. Jahrhunderts und präsentiert uns Geistergeschichten angereichert mit elektronischer Musik in gewollt altmodischer Verpackung. Anfänglich mag diese Zusammenstellung aufgrund eben jener Verbindung anachronistischer Sounds mit modernen Klängen etwas verwirren, entfaltet aber schnell eine sehr ansteckende Wirkung. Das Knistern einer Schallplatte, ein altes Klavier und deftig schnarrende Gitarrenriffs vereinen sich im Opener "Never Ever More" zu einem dramatischen Crescendo. Jahrmarktsmusik im Walzertakt findet sich in "The Living Carousel", einem Song, der sehr schön das Auf und Ab jenes, in seinem Titel erwähnten Karussells widerspiegelt. Eine drastische Wendung stellt sich mit "The Infernal Clockwork" ein. Plötzlich dominiert der Rhythmus, der mit einer unheilvollen Melodie unterlegt ist. "Eureka" setzt dagegen stark auf orchestralen Bombast. Streicher, Klavier und Chöre werden mit deftigem Beat in den Ring geschickt und jagen sich gegenseitig. Die perfekte Verbindung von Genie und Wahnsinn. Kurze Zeit zum Ausruhen gibt es im folgenden "Dead Muse", das nur aus einer kurzen, sich wiederholenden Klaviermelodie besteht. Dann wieder ein krasser Wechsel hin zu Synthesizer-Bombast in "Inframonde", einem Song, der aus einem alten, futuristischen Soundtrack entnommen scheint. Es gibt also viel zu entdecken auf "Music For Ghosts". Sonic Area legt uns ein Album vor, dessen faszinierende Geschichte, die überzeugende Aufmachung und eben die kongeniale Musik einfach fesselnd sind.