2011 verließ Andrew King die Band - Anlass gab eine Coverversion, die der VollblutFolker solo dargeboten hatte und die einmal mehr Zweifel aufkommen ließen an der Frage, wann Zynismus beginnt und Gesinnung endet. Zusammen mit einem Interview im Magazin Tyr, das von Michael Moynihan herausgebracht kaum Zweifel an der zumindest geduldeten Fanschar im rechten Lager ließ war King nicht mehr haltbar für die Institution Sol Invictus, kämpft doch Tony Wakeford seit Jahren mit mehr oder minder sinnvollen Argumenten darum, seine Passion und Leidenschaft von rechter Überschattung freizusprechen. Doch die Geister rief er nicht nur in den Achtzigern, das Umfeld, in dem man agiert ist doch immer wiederkehrend Spielwiese für mehr oder minder auffällige Ansichten. Traurig stimmt dies insbesondere, da hiermit erneut die Möglichkeiten, auf rein musilalischer Ebene Absolution zu erfahren vermindert werden und ein fader Beigeschmack noch vor erstem Hördurchlauf entsteht. 'Once upon a time' gemahnt einmal mehr der Kraft, die in alten Energien ruht und Zweifler können die immer gleiche Schublade öffnen und die selben (und durchaus nicht haltlosen) Kritikpunkte anbringen, die seit Jahren eine gewisse Eindimensionalität in den Ansichten Wakefords benennen. Doch das Album könnte so viel mehr. Ja, gesanglich werden wieder eher Fans angesprochen, die mit Wakefords verpassten (?) Einsätzen ("The path less travelled") oder schiefen Tönen (als Stilmittel eingesetzt ins "War") gut leben können. Doch die bereits bei der Vorab 7" "Mr. Cruel" angedeutete Liebäugelei mit schrägen Prog Rock und psychedelischen 70ern wird auf dem vollen Album noch deutlicher ausgelebt. In jeder Sekunde Sol Invictus ist 'Once upon a time' dennoch eine Herausforderung, eine diebische Freude am Missklang in eigentlich schnörkelloser Perfektion. Das Album lässt den Hörer dabei den typischen Erlebnisrythmus eines Sol Invictus Albums durchlaufen: Vorfreude und Spannung beim Einlegen (man merkt, wie sehr man die Musik eigentlich mag), Freude und Genuss (denn das Album bietet Neues und Altbewährtes), Ermüdung und Ernüchterung (Wakeford kocht eben doch mit dem immergleichen Wasser und die richtigen Knaller fehlen), der Wille zur Suche (da muss doch mehr zu finden sein) und schließlich Versöhnung (denn das Album ist alles in allem gute Kost und hat seine Momente). Ich genieße die Neuerungen, das schräge Moment. Es ist das 18te Album der Band, ich erwarte keinen Gipfelsturm. Ich erwarte Liebe zum Detail, Spielfreude und Komplexität. Fans der Band können zufrieden sein, Neulinge sollten sich eventuell an andere Werke aus den letzten 27 Jahren halten, Kritikern wird das gleiche Fundament aus Musik, Lyrik und Drumherum geboten wie immer - nicht mehr und nicht weniger ist 'Once upon a time'. Reinhörempfehlungen: Einmal gelungener Sol-Invictus-Standart beim Titeltrack, die herrliche Vorabsingle „Mr. Cruel“, ein wunderschönes „Our father“ oder das schräg-harte Duett „War“.