Skunk Anansie sind wieder da. Eigentlich schon seit 2009 und dem Reunion-Album "Wonderlustre" von 2010. Aber mit ihrem neuen Album "Black Traffic" zeigen die Londoner, dass auch wieder dauerhaft mit ihnen zu rechnen ist. Für das zweite Album seit der Wiedervereinigung und das sechste insgesamt hat sich die Band von ihrem alten Studio getrennt, das nach all der Zeit nicht mehr ihren Ansprüchen genügte. "Black Traffic" entstand innerhalb von anderthalb Jahren in London und L.A. und die Band nutzte erstmals die Möglichkeiten eines modernen Studios. Mit Hilfe von Chris Sheldon (Foo Fighters, Biffy Clyro) wurden die Songs nicht live eingespielt, sondern alle Teile einzeln, um danach mit ihnen spielen zu können. Hört man das "Black Traffic" an? Nicht unbedingt, denn die Songs gehen unheimlich voran. Allein schon beim Opener "I Will Break You" wehen dem Hörer harte Gitarrenriffs entgegen. Der Songs lässt Erinnerungen an die frühen 90er wach werden, als es noch den Alternative Metal gab. Doch auch mit dem treibenden "Sad Sad Sad" geht es ähnlich weiter. Das rohe und leicht aggressive Potential der ersten beiden Songs können (oder wollen) Skunk Anansie allerdings nicht über das gesamte Album halten. Songs wie "Spit You Out" oder "I Believed In You" haben zwar ähnliche Power, klingen aber zu verspielt und clean. Mit Streichern wird "I Hope To Get To Meet Your Hero", die große Ballade des Albums, eingeleitet und von ihnen getragen. Nach den Adrenalinschüben der ersten Songs eine willkommene, aber auch gewissermaßen gewöhnungsbedürftige Richtungsänderung. Wer es lieber kantiger mag, für den bietet "Black Traffix" auch punkige Nummer wie beispielsweise "Satisfied". Wie immer über jede Kritik erhaben ist Skins Stimme. Die Frau hat es immer noch drauf und kann zwischen Heulen, Schreien und ihrem unnachahmlichen Gesang wechseln, dass es einem heiß und kalt wird. Inhaltlich sind Skin, Cass, Mark und Ace so direkt wie selten. Es geht um die Finanzkrise, machtgierige Politiker oder überhöhte Ansprüche an uns selbst. Skin sagt zu den Texten: " Unsere Energie hat sich nicht geändert, aber wir drücken die Dinge jetzt prägnanter aus und wir wissen jetzt, wie wir härter zuschlagen können, wenn wir wollen. Wir haben unser Kraftfeld verbessert, unser Schwert zielt jetzt direkt aufs Herz." Dem kann man nur zustimmen. Dem Album merkt man seine lange und örtlich verteilte Entstehung leider an. Insgesamt klingen die Songs nicht immer zusammengehörig. Dafür bekommt man ein abwechslungsreiches Album mit ein paar treibenden Granaten, einigen ruhigen Nummern und, falls man etwas mehr Geld ausgeben mag, mit einer zusätzlichen DVD noch Einblicke in die Studioarbeit. Ein insgesamt rundes Paket, dem man seine Schwächen gern nachsieht.