Wenn man auf der Strasse Menschen danach fragen würde, wer Tim Skold ist, würden wahrscheinlich viele auf einen schwedischen Tischtennisspieler tippen oder so. Einige würden aber irgendwas von wegen „Meister des Industrial-Rock“ stammeln und auf seine Zusammenarbeit mit Marilyn Manson oder KMFDM verweisen. Oder sich gar an Shotgun Messiah erinnern. Dem Schweden wäre beides wahrscheinlich egal, nach fünfzehn Jahren Pause hatte Tim Skold Bock auf ein Soloalbum und hat dieses es „Anomie“ getauft Es geht viel versprechend los. „(This Is My) Elephant ist schön direkt und abwechslungsreich und „Suck“ dürfte Manson-Fans gefallen. Es folgt eine Reise durch verschiedene (Industrial-) Rock Spielarten, die Anzahl von Bands, die einem zum Vergleich einfallen ist wirklich extrem. Alleine beim treibenden „Angel Of Noise“ fallen mir nach einer Minute eine Handvoll Namen ein, auch wenn es zum Teil nur kurze Sequenzen sind, die an NIN oder Ministry erinnern. Allerdings ist das auch eine Schwäche von „Anomie“. Denn die eigene Note fehlt ein Stück weit. Was schlicht daran liegen könnte, dass der Wahlamerikaner bei unzähligen Bands seine Finger im Spiel hatte und hat. Als Musiker, Remixer oder Produzent. Ab Mitte des Albums wird das Tempo deutlich gedrosselt und es wird – zumindest teilweise - langweilig. Während bei „Becoming“ nur die ersten drei Minuten eher langatmig ausfallen, fehlen mir bei „And Then We Die“ oder „Miserably Never Ever“ jegliche Höhepunkte. Gelungen sind „Here Comes The Thunder“ und „The Hunger“ (auch ich am Anfang fast auf die Stimme von Kid Rock gewartet haben…). Vielleicht ist das für mich auch einfach zuviel „normale“ Rockmusik. Nicht unter den Tisch kehren möchte ich die vielen Gitarrensoli, die ja mal gar nichts für mich sind. Zum Abschluss wird es mit „Tonight“ wieder schneller und elektronischer, die Qualität der ersten Songs wird aber nicht mehr erreicht. Am Ende bleibt das Gefühl, dass Tim Skold einen Counterpart benötigt für wirklich herausragende Stücke. „The Hunger“ ist ein intensiver Song, aber „Error 404“ (Skold vs. KMFDM) eben ergreifender. „Suck“ ist ein eingängiges Stück Industrialrock, „mobScene“ von Manson einfach griffiger. Und „Anarchy“ von KMFDM (mit Gesang von Tim Skold) eine andere Liga.