„Bestie:Mensch“ - das mittlerweile dritte Album von [:SITD:] - sorgt längst für Diskussionen. Wirklich überraschend und neu ist das nicht. Seit ihrem kometenhaften Aufstieg in den Electro-Himmel ist die sympathische Band aus dem Ruhrpott diversen Kritiken ausgesetzt. Mögen es Neid sein oder subjektiv überspitzte Wertungen, [:SITD:] sind längst nicht mehr aus der Szene wegzudenken. Die Tour war ein Erfolg und es mag kein Clubabend vergehen, ohne einen der zahlreichen Hits des Trios. All das spricht für hohe Erwartungen an „Bestie:Mensch“. Das hat schon so manchen Künstler „das Genick gebrochen“.

Wie haben sich [:SITD:] mit diesem Erwartungsdruck arrangiert? Es scheint ihnen zu liegen. Carsten, Tom und Frank bleiben sich treu und wagen doch mehr. Eine Weiterentwicklung, ohne seine Wurzeln zu verleugnen und ein Festhalten am Erfolgsrezept, ohne Stehen zu bleiben. Deutliche Stücke altbewährter Songstrukturen sind u. a. „Stammheim“ und „Propaganda“. Diese Songs leben von der bewährten Symbiose eingängiger Melodien und treibender Beats. Sinnbildlich für die neuen Wege seien „Telepathic“ und „Floating“ genannt. Diese Titel überraschen mit Mut zur Komplexität. Neue Sounds werden geschickt mit erfolgserprobten Strukturen verwebt und holen die Freude am Entdecken neuer Soundspielereien an Bord.

In einer Sache sind sich [:SITD:] aber glücklicherweise voll und ganz treu geblieben. Intelligentes und tiefgründiges Songwriting ist wie immer wichtiger Bestandteil des Konzepts „Bestie:Mensch“. Thematisch bewegen sich die Texte zwischen der Aufarbeitung der RAF-Geschichte, der tagesaktuellen Verurteilung der Ära Bush oder der Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Es lohnt sich also wieder einen Blick in das Booklet zu werden, nicht nur wegen der schlichten, aber aufwendigen und gelungenen Gestaltung. Als Anspieltipp möchte ich den Opener „Herbsterwachen“ nennen. Ein wunderschönes Duett von Carsten und Tom. Den hymnischen Refrain hat konsequenterweise Tom übernommen. Seine stimmliche Stärke kommt hier gleichermaßen zum Ausdruck wie in den balladesken „Displaced“ und „Reincarnation“.

Auch auf ihrem dritten Longplayer gehören - nach meiner Ansicht - die von Tom intonierten Stücke zu den stärksten Titeln. Insgesamt ist „Bestie:Mensch“ vielseitiger und abwechslungsreicher als seine Vorgänger. Für Fans definitiv immer noch genau das Richtige. Für alle Zweifler der richtige Zeitpunkt, der Band eine neue Chance zu geben.