Geheimnisvoll, Endzeitstimmung verbreitend, okkult, düster bis dunkel, laut, leise, geräuschvoll, erschreckend, bedrohlich, Unheil verkündend und alles mit Verstand zusammen gebastelt. Diese Attribute sind das Ergebnis aus der Verpaarung von Samplern und anderen elektronischen Klangerzeugern und führen schlussendlich zu einer Mischung aus Black Ambient, Power Noise und Death Industrial. Das sind die vom englischen Label Cold Spring Records bzw. dem kanadischen Projekt Sistrenatus selbst gewählten, allerdings wahrlich zutreffenden Kategorien zur Beschreibung des vorliegenden Debüt-Werkes „Division One“. Und da es tatsächlich als Werk zu verstehen ist, begnügte man sich damit, den Gesamteindruck wirken zu lassen und die Songs einfach von I bis IX durchzunummerieren. Zwar liegt die Albumspielzeit bei gerade einmal knapp 37 Minuten, doch für ein unterbrechungsfreies Durchhören ist sie eigentlich optimal. Diese Zeit sollte man sich auf jeden Fall nehmen, denn zum Nebenbeihören eignet sich die ‚Musik’ beileibe nicht. Kurz aber ausreichend, weil nicht immer schmerzlos – das sind weitere Impressionen, die durch „Division One“ entstehen. Eine visuelle Geschichte dazu muss man sich zwar selbst spinnen (eventuell mit Rückblenden), aber eigentlich geht es auch ohne, weil die Geräuschkulisse einfach fasziniert. Und die gestaltet sich wahrlich facettenreich. Von typischen Noise- und Industrial-Klängen, über gesampelte, echte Industriegeräusche und Sprache, monoton dunklen Hintergrundflächen und einer fast immer fehlenden Rhythmusspur, die nur als trommelnder Marschbegleiter bei VII und bei IX auftaucht, finden sich noch viele weitere Dinge, die entweder rhythmusfrei oder doch sequenziert eine geballte Düsternis entwickeln, wie sie derart intensiv nur selten auf einem Industrial-Ambient-Release vorzufinden ist. Voller Spannung weiß man nicht, ob in Kürze alles für den Zusammenbruch vorbereitet wird oder doch noch etwas Zeit verbleibt. Um es vorweg zu nehmen: er kommt, ganz am Ende mit der IX – als Marsch ins Verderben (so hört es sich zumindest an). I bis VIII, mit der VI als quasi klassischem Düster-Ambient-Track, sind sozusagen die langsame, dramatische Vorbereitung auf das unvermeidliche Ende. Spontan, ohne großartig auf eventuell vorhandene Ähnlichkeiten einzugehen, fällt mir hierbei Cyclotimias „Eschaton“ ein. Sistrenatus könnte so eine Art (noch) dunklere Seite dieses russischen Projekts sein, hat aber ansonsten trotzdem nichts damit gemeinsam. Wer industriellen Ambient der anspruchsvolleren Kategorie mag und ‚Experimental’ den kompositorischen Konventionen vorzieht, der wird mit Sistrenatus’ „Division One“ seine wahre Freude haben. Für alle anderen Unkonservativen, die sich mit diesem Genre sonst nur peripher beschäftigen, ist es eine spannende Empfehlung zu Horizonterweiterung.