Endlich gibt's mal wieder etwas Interessantes für die Noise-Fraktion. Marc Medea und Gabriel Severin alias Jardin d'Usure, Silk Saw und Ultraphonist dürften in einschlägigen Kreisen keine Unbekannten mehr sein und legen nun nach "4th Dividers" ein erneutes Sammelsurium aller möglichen Töne und Geräusche vor. Die "Walksongs" des Duos beinhalten zwar nur zwei Tracks, aber die haben es in sich. Die LP macht dem Label ant-zen, auf dem sie erschienen ist, alle Ehre. Wer widmet schon eine Platte dem Treiben von Insekten? "Walksongs" ist, genauer gesagt, als Soundtrack für Ameisen ausgelegt. Wer sich selbst einmal so fühlen will, wird zu einem Spaziergang auf dem Plattencover aufgefordert. Was lustig klingt, kann man sich doch bildlich zur Musik vorstellen. Tausende dieser kleinen, arbeitswütigen Tierchen stampfen mal chaotisch mal im Gleichtakt und verrichten so ihre Arbeit zu ihrer eigenen Marsch-Musik. Silk Saw sind Soundtüftler und produzieren ihre teils seltsamen Effekte selbst. Sich wiederholende, fiepende Muster wachsen sich aus zu einem Durcheinander von verzerrten Rhythmen, gepaart mit kaum zu fassenden Hintergrundmelodien, die nicht vorhanden zu sein scheinen. Manchmal wirken die ständigen Wiederholungen etwas langatmig, aber die sich immer erneut durchsetzenden Tempowechsel bergen dennoch unerwartete Variationen. "Walksongs" ist reiner Noise. Straighte Beats findet man hier ebenso wenig wie eingängige Melodien. Was nicht verzerrt werden kann wird bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Wen dann noch Xylophon-artige Klänge nicht aus der Ruhe bringen können und wer etwas Geduld mitbringt, wird in diesem Silk-Saw-Opus eine willkommene Abwechslung zu so manch pseudo-industriellen Output finden. Was "Walksongs" so interessant macht, ist der Ideenreichtum der beiden Macher, der jedoch leider in ihrer gelegentlich überzogenen Soundtüftelei etwas untergeht.