Nichts Passiert – es bietet sich förmlich an. Und ja, nachdem man sich das neue Album der Bautzener Silbermond durchgehört hat, kommt man zu diesem Schluss. Bereits das Artwork strotzt vor Einfallslosigkeit und Mainstream-Anbiederei. Bevor wir wirklich kreativ sein müssen, stellen wir einfach ein Bandfoto vorne drauf – wie toll. Radio und #1 Platzierung, wir kommen! Besserung gibt es im Inneren des Booklets, denn auf teils provokante Posen stehen wir schließlich alle. Und wenn wir sexy Posen und Sängerin Stefanie in einen Satz packen, dann sind doch alle Männer glücklich. Musikalisch bleibt man sich treu und fährt größtenteils auf dem erfolgreichen Wege weiter. Das hat aber Vorhersehbarkeit und Belanglosigkeit zur Folge. Nur ab und zu bricht man aus dem engen Korsett aus – sei es beim opulenten „Keine Angst“ (jedoch bedient man sich mal wieder ungeniert bei Led Zeppelin) oder beim nervtötenden „Nicht mein Problem“. Kann bitte jemand sich darum kümmern, dass sich Jan Delay nicht in der Nähe eines Mikro aufhalten darf. Ehrlich gesagt, hab ich es nicht geschafft, den Track bis zum Schluss zu hören. Alle, die beim Gehör seiner Stimme Krämpfe bekommen, schnell die Skip-Taste drücken. Der Rest versinkt im typischen Silbermond-Sound, der sogar noch mehr nach Radio klingt. Die früher recht ausladenden Songs sucht man vergebens – es bleiben kurze Pop-Rock-Nummern mit wenig Tiefgang und überrascht wenig Eingängigkeit. Mit „Die Liebe lässt mich nicht“ gibt es auch einen halbwegs ordentlichen „Das Beste“-Nachfolger, der gerade im hinteren Teil seine besten Momente hat. Erfrischend präsentiert sich der Opener „Alles Gute“, der jedoch mit der Behauptung „Alles Gute liegt vor dir“ einfach zu viel verspricht. Da passt schon eher der folgende Titelsong “Ihr seid die ganze Zeit am Reden aber nichts passiert“ – so in etwa kann man das Album beschreiben. Es tut nicht weh, aber es kickt nicht. Gewöhnlicher Deutsch-Rock, der seine Ecken und Kanten verloren hat und nun voller Zuversicht auf die Top Ten zuspringt. Zahnlos und mutlos – Garanten für kommerziellen Erfolg! Apropos – die singende Eintönigkeit Xavier Naidoo hat sich irgendwie auch ins Studio geschlichen und malträtiert die Ohren beim abschließenden „Sehn wir uns wieder“ – eine Drohung die mir Nachts den Schlaf rauben wird. Fazit: Was sollen Jan Delay und Xavier Naidoo? Auch wenn man Silbermond eine gewisse Belanglosigkeit vorwerfen kann, frag ich mich dennoch, warum man so wenig Selbstbewusstsein hat und andere Künstler benötigt. Stefanies melancholische Stimme ist doch zehnmal besser, als das Gejaule der beiden Herren. Also bleibt bei euren Stärken und holt euch keine Spielverderber ins Studio. Ach so – das nächste Mal wieder ein wenig mehr Mut! Der wird schließlich auch belohnt.