Jacky Meurisse will es wieder wissen. Nach „Vae Victis“ aus dem Jahr 2010 hat das belgische EBM-Urgestein neues Material im Gepäck und bringt es mit dem vielsagenden Titel „Inspiration“ unters beathungrige Volk. Tatsächlich ist der Titel programmatisch zu verstehen, denn für Meurisse ist das Album mehr als nur neues Material, es ist eine Hommage an all jene Musiker und Künstler der New Wave-Ära aus den Achtzigern, die ihn nicht nur dazu brachten, selbst Musik zu machen, sondern seitdem fortwährend inspirieren – sprich: eine Rückschau auf die eigenen Wurzeln. Wer jetzt allerdings ein waviges Album erwartet, liegt falsch. Denn Meurisse „verpackt“ seine Inspirationsquellen geschickt im typischen SA42-Sound: Düstere Electro-Sequenzen, tougher old-school-EBM, melodischer Synthpop und Meurisse's markante Stimme (mit weiblicher Unterstützung) dominieren, wobei jeder der zehn Songs sofort erkennbares New-Wave-Flair in sich trägt. Allerdings erschließen sich die „Inspirationsquellen“ meist nur New-Wave-Experten auf Anhieb. Wer etwa hätte bei „Sex Gadget“ spontan auf Fad Gadget als gedanklichen Vater getippt (okay, der Titel allein gibt schon den Tipp in die richtige Richtung)? Meurisse hat, wie er vor einigen Monaten in einem Zeitschrifteninterview erzählte, diesen Song so komponiert und gesungen, wie ihn Frank Tovey vielleicht noch zu Lebzeiten veröffentlicht hätte. Eine schöne Geste, über die Tovey sich bestimmt auch posthum freut. Bei „Freundschaft“ liegt die Sachlage dagegen klar auf der Hand. Man kann einfach nicht anders, als sofort an DAF zu denken. Denn zu wem passen „schwitzende Männer“ besser, als zu unserem Deutsch-Amerikanischen-Freundschafts-Duo? Es sind elektronische Pioniere wie Kraftwerk, Fad Gadget, Cabaret Voltaire, Jean Michel Jarre und DAF, die SA42, aber auch zahlreiche andere Musiker und Küstler maßgeblich inspiriert haben. Meurisse, selbst längst ein Urgestein der Elektroszene (auch wenn es eine Zeit lang recht ruhig um ihn geworden war) ehrt sie, indem er ausgewählte Klassiker nicht einfach covert (das haben auch andere schon x-fach gemacht), sondern den Charakter, die Essenz herausfiltert und sie textlich, gesanglich und musikalisch so interpretiert, wie sie heute, in 2013 klingen könnten – und dabei trotzdem als Signal Aout 42 erkennbar sind! Das ist nicht nur ein sehr schönes Konzept, sondern auch absolut überzeugend und mit hohem Wow- und Hit-Faktor umgesetzt! Wer an einem Wochenende mal keine Lust auf einen Clubbesuch hat, der lädt einfach seinen musikaffinen Freundeskreis nach Hause auf eine Listening- und Ratesession „Hätten Sie's gewusst?“ ein. Für ein Signal Aout 42 Live-Erlebnis merkt man sich schon mal den Out of Line Weekender im März 2014 in Berlin vor!