Schon mal von Alien-Pop gehört? Nein? Wer neugierig ist, muss zum Album „Venus calls“ des Berliner Duos Shirayas Dream greifen. Denn die beiden Macher, Anna Aliena und Oliver Höhne, haben ihren Musikstil als Alien-Pop definiert. Sie verschmelzen klassischen Operngesang mit modernem Darkwave und Synthpop – das in Eigenregie produzierte Debüt wurde Ende letzten Jahres veröffentlicht und beansprucht für sich, etwas völlig Neues und Andersartiges präsentieren zu können. Nach dem Hören der ersten Stücke beschleicht einen schnell der Verdacht, dass Shirayas Dream „ihr“ Genre besser hätten „Dramatic-“ bzw. „Tragic-Pop“ nennen sollen. Sängerin Anna Aliena inszeniert sich bzw. ihre bemerkenswerte, klassisch ausgebildete Opernstimme derart theatralisch, dass die „Pop-Komponente“ eher als Beiwerk empfunden wird. Die Stimme ist professionell und von eindrucksvoller Kraft und Intensität, keine Frage, doch die durchweg aufgesetzt wirkende Dramatik, führt recht schnell zu Ermüdungserscheinungen bzw. strapaziert irgendwann sogar die Nerven. Schade, denn Oliver Höhnes Synthiesound wartetet mit frischen und abwechslungsreichen Ideen und Effekten auf, was sich vom Gesang einfach nicht behaupten lässt. Ein zweiter (männlicher) Gesangspartner oder wenigstens ein Instrumental zwischendurch hätten dem Album gut getan und ihm ein wenig an epischer Schwere genommen. Einzeln und für sich genommen sind die Kompositionen von Shirayas Dream allesamt kleine Kunstwerke und eindrucksvoll. Da sich der strenge Gesang jedoch bis auf sehr wenige Ausnahmen durch das ganze Album zieht – selbst die etwas uninspiriert wirkenden Sprechpassagen erinnern mehr an Kitsch-Theater unter Vollmondhimmel, wirkt „Venus calls“ leider wie ein Ego-Trip der sich offensichtlich sehr gern selbst inszenierenden Sängerin. 14 Stücke lang lässt sich das kaum aushalten. Und Pop-Musik ist das definitiv nicht – doch sein künstlerisches Handwerk beherrscht das Duo ohne Zweifel.