Sepultura geben wieder Stoff bzw. das, was von der ehemaligen Kultband übrig geblieben ist. Seit dem Ausstieg von Igor Cavalera ist Paulo Xisto Pinto Jr. das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Wie sagt es die Promo-CD so wahrhaftig: Sepultura WAREN eine dominante Kraft Ende der 80er, Anfang der 90er. Es klingt bereits jetzt schon nach Kapitulation. Alben wie „Arise“ oder „Roots“ werden erwähnt, um sich im alten Glanze sonnen zu können – traurig aber wahr. Was tat man nicht alles, um auf das neueste Werk „A-Lex“ aufmerksam zu machen. Große Kampagnen auf MySpace und sogar ein Wettbewerb, bei dem die Fans einem Song einen Namen geben konnten. Viel wurde im Vorfeld geredet. Und was kommt dabei rum? Ein vertracktes, unausgegorenes Stück Metal. Wütend, roh und schlecht produziert. Hat Andreas Kisser neben seinem Gespür für eingängige Songs auch sein Gehör verloren. Es knallt an allen Ecken und Kanten und kann auch für einige Minuten fesseln. Aber dann verliert man zunehmend die Lust an den oft fragmentartigen Songs. Umrahmt werden die insgesamt 18 Songs von vier instrumentellen Stücken („A-Lex“ I – IV), die angenehme Ruhepausen darstellen – mehr nicht. Hasserfüllt prescht „Moloko Mesto“ nach vorne. In gut zwei Minuten wird alles gegen die Wand gedrückt, was nicht angekettet ist. Derrick Green schreit sich die Lunge aus dem Hals und vernichtet alles und jeden. Wenn man oberflächlich hinhört, bemerkt man gar keinen Unterschied zum folgenden „Filthy Rot“. Mit „We’ve Lost You!“ werden erstmal andere Töne angeschlagen. Ein ruhiger Beginn wird von röhrenden Gitarren abgelöst. Überzeugt erst nach mehrmaligem Hören – dann aber richtig. Wenn man glaubt, dass Sepultura die Kurven bekommen haben, folgt wieder ein roher und sinnfreier Krachbolzen, der zwar alles flachlegt, aber nicht im Ohr bleiben will. Seltsame Refrains wie bei „Filthy Rot“ bleiben da noch die Höhepunkte, einer überflüssigen Scheibe. Betrachtet man sich die Dauer der einzelnen Songs, fällt auf, dass neben vielen Zwei-Minütern mit „Sadistic Values“ ein Track fast die Sieben-Minuten-Marke kratzt. Dort treiben cleane Vocals einen undefinierbaren Soundbrei lahm vor sich hin – bis der große Knall kommt. Aber er bleibt (zunächst) aus. Mit reichlich Verspätung schrammeln die Gitarren nun doch um die Wette. Green hat sich endgültig die Lunge rausgerissen. Der Songs ist wild, zügellos und scheinbar strukturlos. Es braucht einige Zeit und einige Nerven um zu wirken – sieben Minuten geballtes Chaos. – ohne das irgendwas herausragendes passiert. Einzig „Ludwig Van“ lässt aufhorchen. Denn wurde ein Song zuvor („Enough Said“) noch auf derbste gethrasht und in guter Punk Manier die Zwei-Minuten-Marke verfehlt, werden uns nun Beethovens größte Melodien um die Ohren gehauen. Wenn die fantastischen Trans-Siberian Orchestra mal Aushilfe brauchen – bitte nicht in Brasilien anrufen. Die klassischen Instrumente klingen wie aus dem Badezimmer und sollten Klassikfans das Gruseln lehren. Gebt den Namen bitte ab. Das hat mit Sepultura und ihren glorreichen Jahren nichts zu tun. Keine Sau würde sich nach dieser Scheibe umdrehen, würde nicht der große Name auf der Hülle prangern. Sepultura haben Musikgeschichte geschrieben und Brasilien auf die Weltkarte der harten Musik gebracht. Und heute? Sepultura sind eine brauchbare Support-Band, mehr nicht! Wer wirklich Bock auf große Taten hat, sollte sich neben Soulfly, Cavalera Conspiricy geben – da steckt schon personell doppelt so viel Sepultura drin, als bei dieser Truppe. Traurig! Neue Helden braucht die Thrash-Welt!