Im Jahre 2005 fanden sich die vier russischen Musiker Ilya Pavlov, Alexey Bogatkov, Andrew Smaey und Dimitri Kozlov und entdeckten schnell ihre gemeinsame Leidenschaft: Die Musik. Um zu testen, wie sie zusammen fungieren, stellten sie altertümliche Analog-Synthies, einen PC und natürlich auch ein Schlagzeug in ein Parkhaus und legten los. Ob das russische Label Intuition Records, sie in diesem Parkhaus antraf, kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist dieses bekannt dafür, Perlen aus der Tiefe zu holen, um diese anschließend vor der Hörerschaft zu entfalten. Als ich das Cover und die Pressebilder in der Hand hielt, erwartete ich eine vollkommen andere Musik, als die, die letztendlich nach dem Einlegen der CD durch die Boxen drang. Sensor vereinen Musikstile der letzten drei Jahrzehnte und verpassen dieser Essenz obendrauf noch einen recht britischen Touch. Das Ergebnis: Feinster Snyth-Pop mit rockigen Elementen, elektronischen Loops, jazzigen und funkigen Gitarrensounds, die allesamt auch vor Ambient und House nicht halt machen. Klingt verwirrend? Nein, keine Angst. Die vier Osteuropäer haben diese Kombination gekonnt zusammen getüftelt und beweisen nach mehreren Web-EPs nun mit ihrem Debütalbum „Naked“, dass sie auch das Zeug dazu haben. Schon der Opener und Titelsong weiß aufgrund seiner eingängigen Melodien, dem schon fast hypnotisierenden Gesang und dem richtig gut arrangiertem Gitarrensound zu bestechen. Affinitäten mit U2 oder auch Duran Duran lassen sich nicht leugnen. Gleich an dieser Stelle ein dickes Lob an Sänger Ilya Pavlov, der einen wirklich faszinierenden Gesang ans Tageslicht bringt! Doch dass auch die anderen drei Herren nicht ohne sind, beweisen sie durchweg mit ihren musikalischen Einwürfen, Fingerfertigkeiten und Soundtüfteleien. Ähnlich lebendig und locker vom Hocker, funkig, poppig und umgarnt mit rhythmischen, eingängigen Melodien kommen Songs wie „ Let Me Hold On To This Moment“, „Static“, „The Likes of me“ oder auch „Never Love a DJ“ daher. Bonussounds und feinere Zwischentöne im ruhigeren Stil machen sich mit „Off-white trash“ und „All I get“ breit. Besonders zu betonen sei hier, dass sie zwar beide in die eher gediegenere Richtung strömen, jedoch unterschiedlicher nicht sein können. Gänsehaut und Ohrwurmcharakter in einem. Es macht Spaß zu lauschen. Die Funktion der Repeattaste ist wirklich eine feine Erfindung. Und noch solch ein Ohrenschmaus ist Track Numero 10 „Every screams on Halloween“. Er schreit förmlich „repeat me, again and again“. Arrangier-Geschick und "Unerschrockenheit" vor einem breiteren Spektrum beweisen Tracks wie „Falling Insane“ und „The Freaks Shall Inerhit The Earth“. Diese bestechen mit ihrem eher rotzigeren Charakter ohne jedoch den Bogen zu überspannen oder sich auf abtrünnige Wege zu begeben. Mit Track 11, dem Vintage Dope Mix von „Static“ schafft das Quartett einen runden und gemütlichen Abgang, welcher mit seiner Länge von elf Minuten noch einmal die Experimentierfreudigkeit der russischen Formation ans Licht bringt und in gewisser Weise schon sehr an Frankie goes to Hollywood erinnert. Insgesamt liegt mit „Naked“ ein durchwachsenes und vielfältiges Debüt vor. Es passt sich aufgrund seiner Mannigfaltigkeit gut vielen verschiedenen Lebenslagen an, ist durchaus geeignet zum Autofahren, zum Zuhause genießen und auch in der Clublandschaft dürfte es für eine auflockernde Atmosphäre und Stimmung sorgen. Bleibt nur zu sagen: Mehr davon bitte und weiter so Jungs!