Willkommen in den Tempelhallen des Bischofs Hastur. Der tschechische Würdenträger lädt die geißelwilligen Jünger in seine geweihten Hallen um sie noch ein Stück näher an die Erlösung zu bringen. Diesesmal dauert es anscheinend 37 Minuten bis zur Erlösung, 37 Minuten voller Schwere und zähflüssiger Misanthropie. Hastur, der seine Religion Semai mit der vorliegenden Begehung des Tempels (lat. Delubrum) zum ersten Mal seit Sektengründung 2004 durch ein eigenes Tondokument untermalt, geht nicht zimperlich mit den zu Bekehrenden um. Mit dem Bass erzeugte Drones und entrückte Pianoklänge bilden das Fundament, vereinzelte Gesangsbeiträge, Samples (unter anderen von Kirchenchören), homöopathisch eingesetztes Schlagzeugspiel und viele Fehltöne ergänzen das Bild. In beiden Stücken werden die Hörer in Demut und Geduld geschult. Doch diese Religion steht vor einem großen Glaubenskonflikt – all die Menchen auf der Suche nach Erlösung haben in der modernen Zeit bereits etliche Religionen mit ähnlichem Ansatz vernehmen dürfen und nach kompletter Sichtung des Tempels stellt sich deutlich die Frage, ob ein jeder diesem Werk frönen muss. Denn wirklich mitreißen kann die vertonte Predigt nicht. Dafür fehlt einfach der überspringende Funke... Semai erkaltet irgendwann im eigenen Krach, die potenziellen Jünger schauen sich derweil nach neuen Ideologien um. Bischof Hastur hat alle Mittel ins Spiel gebracht, die für diese Tonkunst notwendig sind. Aber inhaltlich fehlt da das letzte Quäntchen Überzeugungskraft. Und so bleibt Semai eine solide Botschaft unter vielen.