Etwas älter ist auch schon diese Veröffentlichung, in die ich aber unbedingt eintauchen wollte, weil mich die Titel der Songs ansprachen. Und irgendwie wirkt das Album auf mich wie ein Fingerzeig, ein Aufrütteln und doch so gut eingebettet, dass du denkst: Mein kleines Seelchen will das alles nicht mehr hören und einfach nur dahingleiten. Das kann sie hier gut.

„Again“ ist ein Aufgreifen alter Synthesizer-Techniken, die sich mit neuen vermischen – abgerundet durch die Zusammenarbeit mit Gastmusikern: Allessandro Boscarino an der Akustikgitarre bei „Close To Me“, Adriano Modica an E-Gitarre, Percussions u.a. und Marco Ragno, der den Synthesizer in „Illusions“ neu verwandelt.

Was sagen deine Tränen? Worauf wartest du? Ruft der Titel deinen Namen? „A Way To Cry“ gleitet, wie du auf deiner Synthwolke, die dich nichts sehen lassen wird, wobei du durchaus an ihr vorbeischauen könntest. Die Bassdrums dominieren. Teils melodisch lässt du dich mitziehen und hörst, was die etwas verwaschene Stimme dir sagen will. Dein Monolog, ohne Dialog. Die E-Gitarre fordert dich, doch nur gemäßigt. Für mich ein Song ohne große Highlights, der jedoch darauf vorbereitet, noch tiefer in sich zu tauchen. Kurz wavig rotierend setzt darauf auf belegten schwachen Drums der Titelsong „Again“ ein. Der Synth spielt flatternd mit gedämpften, aber stetigen metallischen Schlägen und irgendwie hast du das Gefühl in eine Welt zwischen Wirklichkeit und Nirgendwo zu driften. Leidvoll zieht dich die Stimme ins Weite hinein. Glaubst du, es ist nicht der richtige Weg? Wieder einmal? Die Elektronik flirrt schwach in der Gesangspause, lässt schnelle dampfende Beats folgen und es wieder metallisch schlagen. Voller und forscher steigt „Away“ ein und mausert sich somit zu meinem Album-Highlight. Die E-Gitarre groovt auf bestimmenden Drums. Der Synth schreitet quietschend hoch und letztlich nimmt der Sound, wenn auch etwas verwaschen, melodisch zu. Die Stimme wirkt belegt. Die E-Gitarre beherrscht die melodischen Parts. Manchmal braucht es Vertrauen und Glauben. Aber deine Träume driften davon? Es ist Zeit, sie ziehen zu lassen? Oder lieber ewiglich scheinen?

„Close To Me“ steht für zunächst lauernde Drumbeats und schreitenden Synth, der wie aus der Seele „gezupft“ wirkt. Pulsierend fängt dich die Sequenz, trägt dich auf der Melodie über unruhigen Grund. Die Akustikgitarre zeigt sich dabei schneller und verspielter als der Rest. Die langsamen Schläge der Vorgänger-Tracks halten deine innere Narkose des inneren „Ich will das nicht!“ aufrecht und mahnen dich zugleich. Trägst du diese Momente im Herzen? Haben wir nicht versucht, wie das Feuer zu sein? Melodisch flirrend und schön gleitest du weiter. Es ist Zeit für deinen Ruf, Zeit zu sehen! „The time when you are closed to me.“ Die E-Gitarre erhebt sich beschwingt.

„Illusion“ sticht hervor, zeigt sich hier unsere E-Gitarre doch sofort flott, groovt fast Rodeo-like. Die Stimme ist klar, die Worte fast gesprochen. Sie verhöhnt dich, wie die etwas grotesken Zwischenrufe. Sind es die Stimmen in deinem Kopf, die eine Illusion aufrechterhalten wollen? Es verwächst in dir, Verstand und Herz. Es wird rasselnd frech und das Tempo wächst an. Der Song hat schon eine gewisse Dynamik. „Sometimes“ folgt darauf gedämpft, leicht quakend und doch immer noch gebändigt – du bist weiter auf deiner dahingleitenden Spur. In einzelnen Tönen setzt sich der Synth hinzu. Und was mich hier begeistert, ist die nun tiefe klare Stimme – ich hätte gern mehr davon gehabt, denn das hat was. Und immer wieder scheint es dich mahnen zu wollen: „I will try. I will try. I will try.“ Wirst du gehen? Es ist dein ganz persönlicher Kampf. „It´s your time… we change and we try…“

In „Time To Change“ zeigt sich zunächst das Schlagzeug, mäßig, knackig. Die Stimme schreitet wieder verwaschen mit den Drums. Ein Wandel? Deine Augen sollen wieder strahlen. Die Sequenz, die schwach rotiert löst deine Unruhe und führt dich ins Dauerchillen. Erinnernd erhebt sich die E-Gitarre, ehe der Sound melodischer ausbricht. Genauso melodisch und flotter folgt mit knackigen Drums, die sich fordernd wandeln, „Tried in Fire“. Auch hier wächst der Sound an, jedoch reicht mir der Ausbruch noch nicht so ganz, um ein Favorit zu werden. Erinnerst du dich? Hast du die letzten Songs verinnerlicht und auf dich wirken lassen? „You know what I mean“, heißt es hier immer wieder. Mit Stimmdoppler, düster einsteigend und mit markanten Schlägen weist dich „Untitled“ auf den Lauf der Dinge hin. Die E-Gitarre tut sich schräg hervor, ehe der Bass ganz dominiert. „Waiting in Trouble“ folgt mit diesen flotten Drumbeats, teils rutschig. Sie wollen die Stimme treiben und noch einmal geht der Finger auf dich: „You know what I mean.“ Es ist Zeit, dein Herz zu öffnen. Das Tempo nimmt zu und doch bleibt der Sound „gleichmütig“, stetig gleitend, so wie du – neben der Spur. Die Stimme groovt schließlich auf dem Sound, zweistimmig untersetzt und diese Dynamik bekommt mein Herz.

Der Remix von „Time to Change“ steigt wavig und mit kurzem Bass ein. Die Drums swingen, schwach schillert es, das Schlagzeug. Es ist Zeit für den Wandel – für immer dein Strahlen, deine Augen, rein und wahr. Während der Sound etwas schräger anwächst, bleibt die Stimme monoton und zeigt dir, der letzte Schritt ist noch nicht getan. Das verwaschene Echo erzeugt auch hier eine süße Dramatik, die mir gefällt.

Insgesamt sehe ich das Gesamtwerk als eine Hommage an Hoffen, Sehnen, Versuchen und Erliegen an. Man treibt voran, tiefer hinein und doch fehlte mir persönlich der aufbrausende Wellenschlag für eben diesen letzten Schritt – was auch immer der Einzelne in den Songs sieht. Aber hört selbst rein und vielleicht entdeckt ihr ein Schätzchen für euch.

 

05.12.2020

 

Self-Release

 

https://www.selfishadows.bandcamp.com

 

01. A Way To Cry
02. Again
03. Away
04. Close To Me
05. Illusion
06. Sometimes
07. Time To Change
08. Tried In Fire
09. Untitled
10. Waiting In Trouble
11. Time To Change (No More Remix)