Sektor 304 sind A. Coelho und J. Filipe aus Portugal und sie präsentieren handgemachten Industrial, wie er in den Metallverarbeitungs-Betrieben dieser Welt und zu den Pionierszeiten dieses Genres gepflegt wird/wurde. Dementsprechend begegnen einem schon im ersten Stück Kreissäge, zerspringendes Glas, allerlei metallische Klangquellen zum Draufschlagen und ominöse Drones. Coelho liefert dazu noch die passenden Growls und fertig ist die endzeitliche Agitations-Beschallung. Ich denke eine allzu eingrenzende Beschreibung ihres Sounds wäre kontraproduktiv, sie wechseln jedenfalls zwischen dichter Percussion und weitflächigem Ambient, immer fernab der gewöhnlichen, aufpolierten Discothek und immer nah am dreckigen, durchnässten Industriegebiets-Schrottplatz. Rhythmisch orientiert sich ihr Schaffen teilweise am Tribal Industrial, worauf auch etwas die Gestaltung des Covers hinweist, sowie z.B. eine gewisse hypnotische Komponente, die getragen wird von an Schamanismus erinnernden Gesängen im Hintergrund ("Blood Rush"). An anderen Stellen ist der Rhythmus geradliniger, dafür wird man dann mit lautstarken Noise-Spielereien konfrontiert, gepaart mit fast arbiträr wirkenden Shouts und einer deutlichen Liebe zur Verzerrung ("Gravity Factor, "Power Exchange"). Wer es roh, laut und kompromisslos mag, oder einfach gerne auch mal während der Zugfahrt zum Arbeitsplatz unkontrolliert schreit und mit dem Brecheisen auf die Haltestangen schlägt, der sollte dazu auch die passende Musik, d.h. dieses Album, hören. Für gelegentliche Erholungsphasen ist mit atmosphärischen Dark Ambient-Passagen auch gesorgt. Damit ist auch ein ausreichendes Maß an Abwechslungsreichtum vorhanden um die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, und spätestens bei der nächsten Noise-Offensive wird man eh nichts anderes mehr wahrnehmen können.