Hätte man mir vor ein paar Jahren gesagt, dass mir einmal ein Album von Secrets of the moon gefallen werde, ich hätte es nicht geglaubt. Hätte man mir nach einer Blindverkostung gesagt, dass vorliegendes Werk die aktuelle Scheibe eben jener deutschen Band sei, ich hätte es nicht geglaubt. Nie konnten mich die bisherigen Veröffentlichungen der Band so wirklich begeistern, wahrscheinlich brauchte ich deswegen so lange mit meiner Besprechung von 'Sun' - zunächst stießen meine vorverurteilenden Vorbehalte gegenüber der Band und der Gedanke an eine weitere 'Ferner liefen' Scheibe aus dem Bereich Black Metall auf einen so unerwarteten Sound, dass ich nicht einmal sagen konnte, wie ich das Gehörte finde. Einige Durchläufe, die Festtage, der Jahreswechsel und noch mehr Durchläufe später habe ich nun eine Meinung. Eine überraschend gute sogar. Also auf auf, es erwarten uns 50 Minuten so-gar-nicht-Black-Metall. Wenn man sich unter dem Prophecy Banner in Richtung (Post) Metall oder Shoegaze entwickelt, dann spricht der labelkundige Beobachter nicht gerade von einem Paukenschlag. Das muss aber nichts Schlechtes heißen, denn nicht nur steht das Label für einen ganz typischen Stil, sondern auch für haufenweise guter bis starker Veröffentlichungen getragener, ambientlastiger Rock-, Metal- und Folkmusik. Und 'Sun' reiht sich mit einem Sound, der mich in seiner Attitüde an eine harte Version von z.B. Papa Roach erinnert, nahtlos ein. Ein Interesse an zahmeren Klängen zeigte Sänger sG ja bereits mit dem Nebenschauplatz Crone (auch unter Prophecy) und deren erster Tonträger 'Gehenna' ist durchaus ein Richtungsgeber, auch wenn ich 'Sun' für gelungener halte. Im Kern eine getragene, reflektierte Atmosphäre tragend, wie sie eben zu Prophecy passt, bahnen sich die Melodien von der ersten Minute an rockig, mal fast rock'n'rollig und jugendlich-frisch in den Gehörgang - ohne dabei anspruchslos zu sein. Instrumental und gesanglich erinnern mich Secrets of the moon 2015 an die Isländer Sólstafir: herb-kernige Gitarren, deren Wurzeln im Black Metall zu finden sind, aber doch eher mit angezogener Handbremse gespielt, der Gesang rau, aber dennoch mehrheitlich klar. Diese für mich überraschende Mischung und einige wirklich schmissige Songs (z.B. der Opener, "Hole", "Here lies the sun") machen 'Sun' zu einem starken Album. Etwas mehr Abwechslung im Songwriting würde die Stärke der einzelnen Tracks im direkten Vergleich besser herauskristallisieren und dem Gesamtwerk etwas mehr Geschichte geben, so aber ist es eine Zusammenstellung einiger sehr starker, wenn auch zum Teil zu ähnlicher Songs und eine wirklich schöne musikalische Entwicklung der Band.