Heute möchte ich euch eine Veröffentlichung aus dem vergangenen Jahr vorstellen, die ich für gut befunden habe. Im Internet wird er bezeichnet als der moderne französische Chansonier. Dem mag man zustimmen oder auch nicht. Auf jeden Fall erwartet uns hier mit „Simple Mind“ Musik für die innere Einkehr, gefühlvoll zart, ein Zusammenspiel zwischen Synth, Klavier und Gesang. Wie sieht es aus mit dem Geist inmitten von Verantwortung, Pflichten und Wünschen?

Wir starten mit „Domestic Tasks“ und das dunkel Lauernde lässt zunächst eine ganz andere Richtung erahnen. Es klingt verhängnisvoll. Doch dann steigen Klavier und Stimme melodisch ein. Die Beats sind wie dein Herzschlag. Die Elektronik führt schließlich den gefühlvollen Gesang. „… domnestic task, yeah, yeah, yeah…“ Windig naht daraufhin „L`amour et la violence” heran. Voll und tief ist der Sound, doch auch hier wird es verträumt, gleitend und zart, zum darin Verlieren. Verspielt begleitet das Klavier die emotionale Stimme, während die Elektronik impulsiv aufkeimt, pausiert und wieder lodert. „Look“ steigt mit ebenso verspielten Synthtönen ein. „… you and I… you are my way…“ Stimme und Klavier beginnen wieder ihr harmonisches Spiel. Kannst du den Mond sehen? Der Song hat schon Potenzial zum Favoriten, aber mein persönlicher kommt noch. „A Ballet“ marschiert forscher auf. Stetige Drumbeats dirrigieren die Stimme, die nun gestandener klingt. Zart tanzt das Klavier mit. Was siehst du in diesem Tanz? Ist dein Himmel grau? Fast klingt es wie ein verwaschenes Horn, das sich leicht verwaschen dazutut. Zart rutschend und chillig klingt es hier und da. „Divine“ startet mit der Akustikgitarre im Countrystil. Die Stimme führt verträumt. Der Sound wird frech und verspielt. Das hat schon was. „… dup, dup…“ Es wird geswingt. In „Intromission“ werden Gesang und Synth zu einer harmonisch schreitenden Einheit. Das Klavier schreitet leidenschaftlich mit. Textlich erwartet uns hier nur ein „… Ahahahahah..“, aber das ist Gefühlsausdruck genug für diesen kurzen fast instrumentalen Titel, in den jeder legen kann, was er begehrt für sein inneres Finden. Es folgt „Fingers of Steel“. Und sie haben dich berührt… Der Gesang klingt zunächst wehmütig auf dem zarten Sound, der sich schräg leiernd wandelt. Es wird wieder verspielt swingend. Die E-Gitarre geleitet sanft, leicht sphärisch umspielt. Mein Liebling ist „Stuck in a Summer Love“. Mehrstimmig steigt das Klavier ein, wird tiefer und eindringlicher. Stetig wiederholt werden die Aussagen des Sängers, was die Tragik des Titels verstärkt. „… stuck in a summer love… can´t stop loving you…” Glitzernd und märchenhaft zart schließt “Comment revoir Oursinet” an, klingt fast wie ein zartes Opernstück. Akustisch verspielt verleiht die Gitarre Zuversicht. Erinnernd klingt die Stimme. In „Ricky l´adolescent“ schreitet das Klavier groovig. Die Stimme klingt reifer und tiefer, dann gar betörend. Hier und da chillt verwaschen die Gitarre mit – „Chillout-Sound“. Der Schlusstrack „Against the Law“ hebt sich ab. Er startet neblig wavig und dunkel, fast gefahrvoll, bricht dann jedoch hoch und gefühlvoll zart aus. „… yes, against the law…“ Fast sprechend führt dich die Stimme. Es erfolgt ein Sprachwechsel vom Englischen zum Französischen. Noch dem Höhenflug wird es wieder dunkler, trippelnder und die forsche Elektronik wächst an.

Gegen die Mauer und darüber hinweg… Zwar wartet man in den Songs auf den großen Knall und wird stattdessen mit dem wieder gleitend Zarten überrascht, doch irgendwas hat das Zusammenspiel zwischen Gefühlvollem Gesang und verspielten Synthpop schon. Hört gern mal rein…

 

13.11.2020

 

Record Makers

 

https://www.sebastiantellier.bandcamp.com

 

01. Domestic Task
02. L`amour et la violence
03. Look
04. A Ballet
05. Divine
06. Intromission
07. Fingers of Steel
08. Stuck in a Summer Love
09. Comment revoir Oursinet
10. Ricky l `adolescent
11. Against the Law