Eine 6-Track EP der Berliner Gruppe ‚Seaport’ präsentiert das, was früher mal Brit-Pop hieß und heute eigentlich in dieser Form den ganzen Wave-orientierten Gitarren-Helden wie der Bloc-Party, den Editors und wie sie alle heißen gewichen ist. Insofern machen Seaport mit ihrer ersten Veröffentlichung fast schon so etwas wie ein Revival der 90er! Zur Kategorisierung seien vielleicht ‚Cast’ oder auch ‚Hurricane#1’ in den Ring geworfen, aber eben auch nur um einen grobe Richtung anzudeuten. Recht rockig wird die Gitarre eingesetzt. Akustische Songs gibt es nicht. Solide Handarbeit ohne große Schnörkel bekommt man geboten; ohne Schnörkel aber auch ohne großen A-ha-Effekt. Zwar sind die Songs ok, aber zu oft scheint man sie bereits in dieser oder ähnlicher Form gehört zu haben, um frenetisch in die Luft zu springen und die Platte als Dauergast in seinem CD-Player zu begrüßen. Der vielleicht schönste Song der EP ist ‚Life goes on’, er hat das was einen schwärmen lässt und den Wunsch heraufbeschwört im herbstlich gefärbten Garten des Windsor Great Park mit dem MP3-Player zu liegen und die letzten warmen Sonnenstrahlen zu erhaschen. Retro-Retro, also eher die Einflüsse der echten 60er Helden hingegen hört man in ‚Call Me’. Wer also die englischen Gitarren-Helden der 90er in den letzten Jahren schmerzlich vermisst hat und sowieso schon alle Songs der Oasis-Doppel-Best-Of hatte, bekommt hier die Chance auf Nachschub, alle anderen kramen evtl. besser in den Kisten vergessenen CDs und ziehen vielleicht auch mal wieder die Original wie ‚The Who’ oder ‚The Kinks’ aus dem Stapel.