'Skandalös' möchte man da schreien: Sea Wolfs erstes Album ist bei uns… nun … gar nicht erschienen. Dabei wurden die EP "Get To The River Before It Runs Too Low" und das Debütalbum "Leaves In The River" von 2007 mit guten Kritiken bedacht, aber anscheinend hat es für deneuropäischen Markt noch nicht gereicht. Aber nun kann der Nachfolger "White Water, White Bloom" bewundert werden, der Sea Wolf nicht nur als Kopfgeburt von Sänger und ehemaligem Irving-Mitglied Alex Brown Church zeigt, sondern erstmals auch der Band bestehend aus Keyboarderin Lisa Fendelander, Bassist Ted Liscinski und Drummer Joey Ficken. Trotzdem ist ein Großteil der Songs in Montreal in der Wohnung von Churchs Freundin entstanden und allein das ist schon ein Umstand, der das Persönliche der Songs hervorhebt. Sea Wolf bedient sich auf seinem neuen Album wieder Themen aus der Natur, die in Anlehnung an Folksongs mit Streichern und Akustikgitarre unterlegt sind. Aber neben Cello und Klampfe sind auch Schlagzeug und E-Gitarre zu hören, manchmal eine Orgel. Churchs Stimme hat diesen typischen Folg-Singer-Einschlag, halb erzählerisch und mit ganz leichtem, weinerlichem Timbre. Ein Song wie "Orion & The Dog" ist dann auch ein Beispiel für die klassischen Folksongs auf "White Water, White Bloom", genauso wie das nachfolgende "Turn The Dirt Over" oder "Dew In The Grass". Andererseits ist man beim Opener "Wicked Blood" in einen Indie-Pop-Rock-Song verwickelt, der mit Klavier und Cello aber treibendem Rhythmus überzeugt. Eine ähnliche Richtung schlägt Sea Wolf bei "O Maria!" ein. Der Song besitzt diesen speziellen Songwriter-Spirit und lädt mit seinem fast stampfenden Rhythmus zum Kopfnicken ein. Es lässt sich schwer entscheiden, welche Songs auf nun besser wirken, die opulenteren Indie-Nummern oder die puristischeren Folksongs. Beides steht Sea Wolf gut zu Gesicht, die Songs gehen meist schnell ins Ohr, man hört Churchs Ausführungen gern zu. Nur manchmal fehlt das letzte Quäntchen zum Ohrwurm, zuweilen können die Songs nicht sofort überzeugen. Daher sollte man "White Water, White Bloom" mehrere Durchläufe geben, bevor man es abschließend beurteilt. Dem Umstand, dass das Debütalbum von Sea Wolf (ja, der Name stammt vom gleichnamigen Buch von Jack London) hierzulande nie auf CD erschienen ist, wird Rechnung getragen, indem es auf der Version des Labels DevilDuck noch die beiden Singles "Winter Windows" und "You're A Wolf" vom ersten Album als Bonstracks zu hören gibt. Na wenn das nichts ist. Digital ist der Erstling nun übrigens erhältlich.