Mit ‚Opus’ geht Christopher von Deylen neue Wege und verdrahtet direkt seine eher entspannten elektronischen Kompositionen mit Themen der klassischen Musik. Obwohl, so ganz neu ist das auch wiederum nicht, denn mit seinem Kollegen und Freund Cosmic Baby gab es das schon mal unter dem Namen ‚Blüchel und von Deylen’. Und das Album ‚Bi-Polar’ war groß! Die Kombination von E- und U-Musik ist und war schon immer eine spannende Geschichte, die aufgehen kann aber nicht aufgehen muss. Beim ersten Durchhören des Albums fallen dann spontan mehrere Dinge auf: zum einen, dass sich Christopher von Deylen bei den Klassikern bedient, die auch der Mainstream-Fan zumindest schon mal aus der ein oder anderen Bierwerbung oder von der ‚Classic for Dummies’-CD kennt. Mussorgsky, Satie, Tchaikovsky und Debussy haben aber nun eben mal die Melodien geschaffen, die auch aus dem Synthesizer oder zumindest elektronisch unterlegt so träumerisch schön sind. Minimaler als die sonstigen Schiller-Alben wird hier musiziert, man fühlt sich teilweise an die Einlassmusik der Schiller-Konzerte erinnert und eben an ‚Bi-Polar’, der bereits erwähnten Kooperation. Zwischen Ambient-CD und 2001-Soundtrack bewegt sich die Bandbreite der Kompositionen auf ‚Opus’ und so passt die monumentale Bergketten-Szenarie auf dem Frontcover zum Intro, zu ‚Opus: Exposition’. Man muss diese Platte laut hören, damit sie sich einem halbwegs erschließt. Genau das habe ich beim ersten Durchgang nicht gemacht und fand das Offering danach sehr, sehr mittelmäßig. Dreht man die Boxen auf, eröffnet sich schließlich zum Glück eine etwas aufregendere Klangwelt. Die oppulente Inszenierung mancher Tracks nimmt den Raum ein, die Details anderer Tracks werden hörbar. So zum Beispiel die Ambient-Sounds des erwachenden New-York, die subtil und filigran die Piano-Interpretation von ‚Gymnopedie No.1’ durch Hélène Grimaud’ interessant machen und von einer ‚einfachen’ Klassik-Nummer unterscheiden. Mehr Schiller bekommt man dann bei Schwanensee, bei dem dicke elektronische Beats die eigentliche Melodie ergänzen und so Neues erschaffen. Mit Anna Netrebko engagierte von Deylen eine einzigartige Stimme für die Paradenummer aus Peer Gynt, ‚Solveig’s Song’. Auch hier schwellen Flächen an um dann wieder schnell zu verstummen, Frau Netrebko, Streichern und Bläsern Raum zu geben. Anders als bei vielen Klassik-Pop Ansätzen, die wir schon gehört haben, ist bei ‚Opus’ dann doch viel Eigenes dabei, so dass die Schiller-Fans mit ‚Desert Empire’, ‚El Cielo’ oder ‚Sunrise Way’ auch Gewohntes bekommen. William Orbit hat seine Klassik-Projekte immer von Veröffentlichungen der Strange Cargo Reihe bewusst getrennt, Schiller verbindet stärker die beiden Welten. Welches Konzept das bessere ist, bleibt die Frage. Fazit jedoch ist, dass ‚Opus’ auch nach einigen Hördurchgängen etwas vor sich hinplätschert und es lediglich schafft von anfänglicher Enttäuschung zur Wertung ‚ok’ zu kommen. Etwas mehr Mut zu unbekannterer Klassik hätte vielleicht gut getan.