Bereits nach Serj Tankians letztjährigem Soloalbum „Elect The Dead“ wurde klar, dass die Äpfel nicht weit vom System Of A Down Baum fallen. Nahezu alle typischen Trademarks wurden verbraten, sodass sich die Scheibe auch unter SOAD-Fans zügig verkaufen konnte. Einzig die markante Stimme seinen Sangeskollegen Daron Malakian fehlte. Jetzt legt dieser unter dem Namen Scars On Broadway endlich sein Solodebüt hin. Gut, ganz richtig ist das nicht, denn mit John Dolmayan schwingt auch noch der SOAD-Drummer die Sticks. Wer sich auf die Neuerfindung der Musik gefreut hat, wird schnell enttäuscht werden. Scars On Broadway setzen auf das gleiche Erfolgsrezept, was SOAD an die Spitze der Musiklandschaft hiefte. Scars On Broadway = System Of A Down ohne Serj? Fast! Das macht die Scheibe nun nicht per se schlecht, doch ein wenig mehr Mut zum Risiko hätte schon verlangt werden können. Mit „They Say“, das wie der Rest der Scheibe vor allem durch seinen raffinierten Text zu Punkten weiß, konnten sie einen ersten „Hit“ in die Musiklandschaft schießen. Auf einer SOAD-Platte wäre dieser Track jedoch wohl nur einer von vielen geworden. Auf ihrem selbstbetitelten Debüt gibt es besseres zu entdecken. Gerade wenn sich Daron und John etwas abseits der eingetreten Pfade bewegen, wird die Qualität erhöht. „Universe“ ist so ein Abweichler, der zwar durch sein penetrant leiernde Strophe manchen Geister quälen wird, aber durch ein schickes Gitarrenrefrain für Begeisterung sorgen kann - zumindest bei Gitarrenfetischisten. Der Metal-Hammer wird jedoch nur sehr selten ausgepackt und so schippern die Tracks meist in Mid-Tempo-Gewässer. Das macht das Werk zwar sehr massenkompatibel, so richtig packen kann es aber durch seine Gleichförmigkeit nur selten. Das sehr poppige „Enemy“ wird einige Zeit im Ohr bleiben, genau wie die beiden Balladen „3005“ und „Insane“ (mit einem ebenfalls wunderschönen Solo). Wie üblich werden die Themen, Drogen, Sex und Religion durch den Fleischwolf gedreht. Das bringt zeitweise einiges an Unterhaltung, doch leider nix neues. Die Texte beschränken sich meist auf wenige Zeilen und werden zu oft wiederholt. Irgendwie muss man ja drei Minuten voll bekommen und gleichzeitig einprägsam sein. 15 Songs in 45 Minuten spricht nicht gerade für jede Menge ausuferndes Songmaterial. „Universe“ ist dabei sogar der einzige Track, der die offenbar magische 4-Minutenmarke übertrumpft. Also genau richtig für die Radiorotation, für deren Geschmack sich die Songs fast noch mehr anbieten als SOAD. Daron singt zumeist ohne großes Geschrei und bleibt seiner natürlichen Stimme treu. Das sorgt für wenig Anecken und beschert dem Hörer eine unangestrengte dreiviertel Stunde. So können alle Fans von System Of A Down ohne Zögern zugreifen. Bleibt nur zu Hoffen, dass sich Serj und Daron schnell wieder gemeinsam im Studio treffen und der Welt geben, was sie nicht braucht, aber will – ein gemeinsames Werk dieser beiden außergewöhnlichen Musiker.