Stephen Setos Debüt vor zwei Jahren war ein Traumgebilde, düster und fordernd. Sein neues Album "Madness Turns To Glass" ist dagegen mehr wie ein lebender Organismus. S:Cage fängt verschiedene Stimmungen ein und formt daraus einen Soundtrack des modernen Lebens. Auffallend sind die unterschiedlichen Stimmen-Samples, die den Eindruck vermitteln, in einer Menschenmenge zu stehen und das Treiben um einen herum zu beobachten. Piano-Klänge zeichnen eine allumfassende Melancholie. Hinzu kommen industrielle Beats, etwas verzerrt und trotzdem schneidend. "Madness Turns To Glass" wechselt daher ständig die Gefühlslage, springt von Ambient zu Industrial, wieder zurück und legt schließlich beides übereinander. Dieses Wechselspiel ist in fast jedem Song auffällig zu hören und zu spüren. Die Melodien erklingen mal hell, mal dunkel und darüber herrschen die Beats. So als ob man in einer großen Stadt durch verschiedene Gebäude laufen würde, riesige Bauten, die entweder still und verlassen dastehen oder sehr belebt sind. Zwischen diesen Gebäuden muss man ab und an wieder auf die Strasse, über viel befahrene Kreuzungen und durch Menschenmassen hindurch. Natürlich lässt sich S:Cage's neues Album auf verschiedene Art interpretieren, etwa als Anspielung auf Paul Austers "Stadt aus Glas", aber hier sollte man lieber nicht zu weit ausholen und seine eigene Auslegung finden. Denn im Prinzip lässt sich auch "Madness Turns To Glass" genauso auffassen wie bereits der Vorgänger "Remote", als fiktives aber sehr emotionales Bild oder eben als Traumfänger. Nur ist das neue Album nicht mehr ganz so unterkühlt. Vielmehr strahlt es eine verhaltende Wärme aus, die zwar nicht wirklich warm hält, dafür aber umso mehr einlullt. Ein mehr als würdiger Nachfolger zum Debüt.